Ein wilder und lehrreicher Ritt

TGM Mainz-Gonsenheim vs. FT 1844 Freiburg, 12.09.20, 2. BLSM
Die Affen gehen positiv aus einer schweren Saison (hier Dominic Salomon, Luc Hartmann, Maciej Madej)
Foto: Patrick Seeger

Die Saison 2019/20 gleicht für die FT 1844 einem wilden Ritt: Gleich zum Auftakt setzt es einen Dämpfer. Etwas unglücklich verlieren die FT-Volleyballer das Baden-Derby gegen Karlsruhe. Das Nachdenken fängt an. Ist man mit zu viel psychischem Ballast beladen? „Die Wild-Card, die uns voriges Jahr den Ligaverbleib gesichert hat, haben wir eigentlich als Chance verstanden. Leider ist das in den ersten Wochen umgeschlagen und hat uns Druck aufgeladen.“, erklärt Teammanager Florian Schneider. In den nächsten Wochen gerät die Affenbande in eine Negativspirale aus Druck, enttäuschten eigenen Erwartungen und zu inkonstanten Leistungen. Gleich in den ersten vier Partien der Saison müssen sich die Freiburger geschlagen geben. Mal um Mal fliegt man im hohen Bogen vom Pferd. Man will es damals noch nicht beschreien, doch die Affen stecken von Saisonbeginn an im Abstiegskampf. Der Weg zum Klassenerhalt wird extrem holprig und mühsam.

Zwar feiern die Affen auch in der Hinrunde einige Erfolgserlebnisse: In Hammelburg etwa gewinnt man mit einem Herzschlagfinale im Tiebreak. Richtig in Tritt – gar in einen Galopp – kommen die Freiburger jedoch nie. Kaum ist mal ein Hindernis mit einiger Eleganz genommen, liegt man kurz darauf wieder patschnass im Wassergraben. „Wir hatten in bestimmten Mannschaftsteilen eine sehr hohe Volatilität. Zusammen mit unserem insgesamt noch jungen Team hat das zu einer gewissen Inkonstanz geführt.“, nennt Florian Schneider die sportlichen Probleme. Positiv jedoch: Auch in dieser schwierigen Phase rappeln sich die Affen immer wieder auf und zeigen große Comeback-Qualitäten – nach dem Hinfallen setzen sie sich gleich wieder aufs Pferd. In der neuen Halle, die ein wahrer Dschungeltempel für die Affenbande ist, sorgen die Spieler auch immer wieder für Freude beim Publikum. Luc Hartmann ist hier etwa zu nennen, der in dieser Saison zum Stammspieler heranreift.

Doch die Nerven Florian Schneiders und der anderen Verantwortlichen bleiben angespannt: „Insgesamt sind die Ausschläge nach unten zu häufig.“, so Schneider. Den Tiefpunkt erreicht die Affenbande zum Jahresabschluss gegen die direkten Kontrahenten im Abstiegskampf aus Mainz. Der Dschungeltempel ist bestens gefüllt, die Unterstützung – wie die gesamte Saison über – hervorragend. Doch die Affen unterliegen letztlich deutlich und müssen auf einem unbefriedigenden zwölften Platz überwintern. Obendrein zeichnet sich ein längerer Ausfall von Leistungsträger Oli Hein ab. Fehleranalyse und weitere Wochen der Anspannung stehen für die Verantwortlichen ins Haus.

Zur Jahreswende gelingt es, den Zuspieler Maciej Madej und den alten Bekannten Jannik Kühlborn (ab Februar) für ein Engagement in Freiburg zu gewinnen. Die beiden Ergänzungen könnten kaum besser passen. „Ihre Qualität und Selbstverständlichkeit haben uns wieder Sicherheit gegeben.“, lobt Florian Schneider. Bereits im Januar 2020 zeigt die Affenbande ansprechendere Leistungen, im Februar schaffen die Freiburger die Trendwende. Endlich etwas Erleichterung bei Florian Schneider: „Wir haben jetzt auch die sprichwörtlichen Sechs-Punkte-Spiele gewonnen, was eigentlich gar nicht unser Ding ist.“

Als im März die Pandemie den Saisonabbruch erzwingt, ist für die Freiburger zwar noch nichts in trockenen Tüchern, sie scheinen jedoch gut in Tritt und reiten in die richtige Richtung. Endlich hat man die Abstiegsränge verlassen, da verdammt Covid-19 den Saisonverlauf zur Makulatur. Den Klassenerhalt hätte die Affenbande natürlich tausendmal lieber sportlich erreicht. Mit dem guten Gefühl der jüngsten sportlichen Erfolge kann man dennoch aus der Saison gehen. „Wir haben zusammen eine richtig schwere Situation durchgestanden. Das ist eine wichtige Erfahrung, durch die wir nochmal enger zusammenrücken.“, resümiert Florian Schneider die wohl wichtigste Lektion der vergangenen Saison.

Die Positiverlebnisse vor dem abrupten Ende der vergangenen Saison, will die Affenbande mit in die neue Spielzeit nehmen. Hier laufen die Planungen auf Hochtouren, Vieles ist – auch pandemiebedingt – noch im Fluss, etwa inwieweit die Spiele vor Publikum stattfinden können. Fest steht, dass sich die 2. Bundesliga Süd auf 15 Teams vergrößert. Die ambitionierten Aufsteiger Dresden, Bliesen und Mühldorf kommen hinzu, während Unterhaching sein Glück im Oberhaus versucht. Mit Blick auf den Kader schmerzen die Abgänge von Giovanni Böwer und Jannik Kühlborn. „Mit beiden hatten wir eigentlich noch längerfristige Pläne, sind ihnen aber sehr dankbar für die Zeit hier.“, so Florian Schneider. Sehr froh ist die Affenbande hingegen, dass sie das junge Talent Mathis Mattmüller mittelfristig an sich binden kann. Beim 18-Jährigen war zwischenzeitlich ein Abgang nach Friedrichshafen geplant, wegen der Vereinbarkeit von Volleyball und Berufsausbildung entschied er sich jedoch für den Verbleib in Freiburg.

Ansonsten bleibt das Grundgerüst des Freiburger Kaders im Wesentlichen beisammen – eventuelle Ergänzungen sind derzeit noch offen. In einer Liga, die wohl ein ähnlich hohes Niveau wie in den Jahren zuvor aufweisen wird, lautet das Primärziel Klassenerhalt. Florian Schneider ergänzt: „Es kann aber auch ganz anders laufen und wir können uns nach weiter oben orientieren.“ Vom Teammanager über Trainer, Spieler bis zum Presseverantwortlichen herrscht aber zuallererst Vorfreude darauf, dass die Saison bald wieder startet – wir sind bereit für den nächsten Ritt!

veröffentlicht am Montag, 20. Juli 2020 um 18:17; erstellt von Christian Stein, FT 1844 Freiburg e.V.