Chapeau Blue Volleys

TSV Grafing vs. Blue Volleys Gotha, 20.10.18, 2. BLSM
Jubel bei Gotha vs. Eltmann
Foto: Gabriel Eras Photography

Nach einer knappen 2:3 (20;-19;25;-22;8) Punkspielniederlage beim Tabellenzweiten TSV Grafing am Sonnabend begeisterten die Blue Volleys Gotha keine 20 Stunden später im Pokal mit einem 3:2 (-21;-21;29;21;13) Erfolg gegen den Ligakonkurrenten Heitec Volley Eltmann.

 

In einer 129 Spielminuten dauernden, hochdramatischen Begegnung am Sonntagnachmittag siegten die Gothaer nach 0:2 Satzrückstand noch mit 3:2 und schafften sensationell den Einzug in das DVV-Achtelfinale.

Doch der Reihe nach. Am Sonnabend wartete mit dem noch ungeschlagenen Tabellenzweiten TSV Grafing ein weiterer, mit ehemaligen Erstligaspielern bestückter, Hochkaräter auf die VC-Spieler. Nach den vorangegangenen schwächeren Auftritten in der Liga war man mit geringen Hoffnungen in das östlich von München gelegene Grafing gereist. Doch ohne Gegenwehr wollten sich die Gäste den Hausherren auch nicht ergeben.

Nach einem verlorenen 1.Satz, in dem die Gothaer wenig Zugriff auf das Spiel hatten, steigerten sie sich jedoch enorm. Eine Aufschlagserie von Werner war der entsprechende Weckruf. Von da an bewegte sich der Aufsteiger auf Augenhöhe mit dem Favoriten. Der 2.Satz ging dann auch mit 25:19 an den VC. Auch im 3.Abschnitt führte man lange, hatte die Chance auf den Satzgewinn, musste sich am Ende aber knapp mit 25:27 geschlagen geben. Mit ihrer couragierten Spielweise beeindruckten die Thüringer Gegner und Zuschauer. Verdient deshalb auch der Gewinn des 4.Satzes.

Leider konnten die Blue Volleys im entscheidenden Tiebreak das Niveau nicht ganz halten,  verloren  mit 8:15 und mussten sich mit einem Punkt zufrieden geben.

Trainer Schulz attestierte seiner Mannschaft dennoch einen deutlichen Aufwärtstrend.

 

Dieser Trend bewies sich in der Pokalbegegnung gegen die Heitec Volleys Eltmann nach 5-stündiger Heimreise und keine 20 Stunden später nachdrücklich. In über 2 Stunden Spielzeit erlebten die Zuschauer in der Ernestiner SH begeisternden Volleyball.

Der Anfangssatz verlief noch wie so häufig in der Vergangenheit. Eine respektable Führung von 15:10 konnte von den Gothaern nicht verwaltet werden. Zu viele Netz-,Aufschlag- und Annahmefehler kosteten den Satz. Im 2.Satz brachte Schulz mit Rein für David im Zuspiel, Poole für Herrmann diagonal und auf Außen Landsmann für Werner frische Spieler, die am Abend zuvor weniger Spielzeit hatten. Am Spielgeschehen aber änderte sich kaum etwas. Die Blue Volleys spielten gut mit, hatten in den entscheidenden Situationen aber meist das Nachsehen. Insbesondere den Diagonalangreifer Peta (4) bekam Gothas Abwehr in dieser Phase nicht in den Griff.  Nach dem 21:25 gab kaum noch jemand in der Halle etwas auf die Gastgeber.

Was jedoch dann geschah, wird allen Beteiligten noch lange in Erinnerung bleiben. Die Hausherren, bei denen jetzt Aßmann für Landsmann spielte, begannen unbeeindruckt vom 0:2 Satzrückstand. Eine Aufschlagserie von Aßmann brachte die Annahme der Eltmänner in Bedrängnis. Personelle Umstellungen bei den Gästen taten ihr Übriges. Bei Gotha lief jetzt „Pat“ Strzalkowski regelrecht „heiß“ und ließ es im Angriff richtig krachen. 12:5 führte der VC schon als sich erneut die Angst einschlich. Beim 15:15 war der Vorsprung aufgebraucht. Doch diesmal kam es nicht zum Bruch. Verbissen kämpften die VC-Spieler um jeden Punkt. Beim 24:22 gab es zwei Satzbälle, die Eltmann ausglich. 25:24,26:25 und immer wieder der Ausgleich waren die weiteren Punktstationen. Auf den Zuschauerrängen hielt es jetzt kaum noch jemand auf den Sitzen. Dann hatten plötzlich die Gäste beim 26:27,27:28 und 28:29 drei Satzbälle in Folge. Doch ein Block von Lesche und ein erfolgreicher Angriff brachten den umjubelten 31:29 Satzgewinn.

 

Im 4.Satz trat Eltmann wieder mit voller Kapelle an. Aber der Gastgeber war jetzt auf Betriebstemperatur. Angetrieben vom Publikum, mit einer sicheren Annahme um Libero Stückrad und einem Diagonalangreifer Poole, der jetzt eine Galavorstellung lieferte. Der Linkshänder von der britischen Insel brachte die Franken schier zur Verzweiflung mit seinen Angriffen. Es folgte spektakuläre Spielzüge, Kampf und Einsatz auf beiden Seiten. Doch die Blue Volleys hatten an diesem Nachmittag von allem ein bisschen mehr zu bieten und glichen mit 25:21 zum 2:2 Satzstand aus.

Der Tiebreak brachte dann eine weitere Steigerung der Dramatik. Gotha lief von Beginn an einen Punkterückstand hinterher und beim 9:12 schienen die Messen gelesen. „Habt Mut“, rief Trainer Schulz seinen Jungs vom Spielfeldrand zu und diese beherzigten seine Aufforderung. Punkt für Punkt holte Gotha auf. Ein Block von Poole und ein Monsteraufschlag von Strzalkowski bescherten den Hausherren zwei Matchbälle. Gleich den ersten verwandelte man unter lautstarkem Jubel zum 15:13. 129 Spielminuten und 113:113 kleine Punkte unterstreichen die Dramatik dieser Begegnung

 

Trainer Schulz fiel der sprichwörtliche „Stein vom Herzen“, was er im anschließenden Interview bekannte. „Endlich haben wir gezeigt, dass wir auch in wichtigen Spielen gewinnen können. Entscheidend war heute unser ausgeglichener Kader, der mir viele Wechsel ermöglichte, sonst hätten wir 10 Sätze innerhalb von 20 Stunden wohl nicht durchgestanden.“

 

Im Achtelfinale um den DVV-Pokal können sich die Gothaer Volleyballanhänger nun auf einen Erstligisten freuen. Am 3. oder 4.November, der genaue Termin steht noch nicht fest, empfangen die Blue Volleys zu Hause die Helios Grizzlys Giesen/Hildesheim.

VC Gotha mit:

 

Herrmann, Aßmann, David, Lesche, Stückrad, Strzalkowski, Werner, Landsmann, Moise, Poole, Rein

 

      

veröffentlicht am Montag, 22. Oktober 2018 um 10:33; erstellt von Wolfgang Mengs, VC Gotha e.V.
letzte Änderung: 22.10.18 10:33