Epos im Burdadschungel

FT 1844 Freiburg vs. Oshino Volleys Eltmann, 21.04.18, 2. BLSM
Ein unheimlich emotionaler Abend - nicht nur für Eric Dufour-Feronce (rechts)
Foto: Patrick Seeger

„Ein Spiel wie ein Spiegelbild der Saison: Viel Euphorie, viel Tolles, viel Spektakuläres! Leider am Ende etwas zu wenig Konstanz.“ So fasst Affen-Coach Jakob Schönhagen zusammen, was sich am gestrigen Abend im Burdaschungel zu Freiburg zuträgt. Schon diese Worte verraten, dass viel in diesem Spiel steckt. Die Beschreibung eines epischen Abends:

Rekord, Leuchtturm und Wiedersehen

Schon bevor der erste Ball gebaggert, gestellt oder geschmettert ist, bricht die FT 1844 den ersten Rekord: 700 Volleyballbegeisterte wollen sich den Klassiker gegen Eltmann nicht entgehen lassen – so viele wie noch nie in dieser Saison. Wieder besonders zahlreich am Start sind die Volleyballspieler und Spielerinnen der regionalen Vereine. Das Projekt „Leuchtturm“ nimmt immer weiter Fahrt auf.  Schon am frühen Nachmittag steigt ein Trainerworkshop mit dem Ziel, den regionalen Volleyball voran zu bringen. Doch nicht nur aus dem Freiburger Umland kommen die Gäste. Als besonderer Ehrengast ist der ehemalige Zuspieler Toni Baehr eigens aus dem fernen Hamburg angereist. Ein ebenso freudiges Wiedersehen bescheren der FT 1844 auch die Gäste aus Eltmann, für die an diesem Abend David Strobel auf dem Feld steht. Die ganze Affenbande freut sich über die zeitweise Rückkehr der beiden Sympathieträger.

Rumble in the Jungle

Bei so viel Volleyballverrücktheit, Euphorie und Vorfreude ist es kein Wunder, dass der Burdadschungel seinem Spitznamen alle Ehre macht: Tropisches Klima, beschlagene Scheiben, ohrenbetäubende Geräuschkulisse. Die Affen zeigen gleich zu Beginn, wie wohl sie sich in dieser Umgebung fühlen. Die Freiburger spielen ihre Stärken aus und überzeugen in Annahme und Angriff. Die schnellen Freiburger Kombinationen sind mittlerweile zum Markenzeichen geworden und reißen das Publikum immer wieder mit. Doch auch in Abwehr und Block sind die Entwicklungen zu sehen. Besonders heraus sticht heute Eric Dufour-Feronce in seinem letzten Spiel. Der Mittelblocker zeigt sich beeindruckend effizient im Angriff und ist auch im Block immer voll auf der Höhe.

So schafft es die Affenbande den ersten Satz für sich zu entscheiden. Doch auch Eltmann ist nicht zum lockeren Auslaufen angereist. „Damit hat das Spiel insgesamt ein sehr gutes Niveau“, lobt Jakob Schönhagen. Ein großes Plus der Gäste ist an diesem Abend die Brachialgewalt ihres Diagonalangreifers Mircea Paul Peta. Ob im Angriff oder bei Aufschlägen: Der spätere MVP schweißt Ball für Ball mit unglaublicher Power ins Feld der Affen. Letztere bleiben in Durchgang zwei relativ chancenlos. Große Kulisse, tropische Temperaturen, Schnelligkeit gegen Kraft: Ein zweites „Rumble in the Jungle“ – zugegebenermaßen in etwas kleinerer Größenordnung.

Wie einst Ali in Kinshasa, so sieht es auch im Burdadschungel nach der Halbzeitpause so aus, als könnten die Lokalmatadore triumphieren. Der dritte Satz geht klar an die Affen, Euphorie allerorten, laute Gesänge. Inmitten all dieser Emotionen bewahren die fränkischen Gäste allerdings einen coolen Kopf. Zu Beginn des vierten Satzes setzt Petas 6:0 Aufschlagserie dem Freiburger Höhenflug ein jähes Ende. Eltmann gleicht nach Sätzen aus, es geht in den Tiebreak. Schließlich kommen im entscheidenden Satz auch alle Parallelen zum legendären Kampf Alis gegen Foreman an ihr Ende. Statt der Freiburger Publikumslieblinge entscheiden diesen die Eltmänner klar für sich.

Viel Stolz, große Gefühle und ein riesiges Dankeschön

Der grandiosen Stimmung hingegen tut dieses Ergebnis keinen Abbruch. Schon Minuten vor Schluss erhebt sich die ganze Halle und feiert die Mannschaft für eine klasse Saison. „Das ist Wahnsinn. Man könnte meinen, wir haben gerade die Champions-League gewonnen.“, sagt ein sichtlich gerührter Eric Dufuor-Feronce wenig später. Zu einem solch großen Triumph reicht es zwar noch nicht, dennoch lobt Teammanager Florian Schneider die großartige Entwicklung der Mannschaft überschwänglich und dankt dem Publikum für die tolle Atmosphäre. Ein riesiges Dankeschön haben sich auch Johannes Stemmann, Bernhard Steiert und Eric Dufuor-Feronce verdient. Diese drei verkörpern zusammen mehrere Jahrzehnte Herz und Einsatz für die FT 1844. Unbestätigten Gerüchten zufolge fließt bei ihrem Abschied – wie am Ende eines jeden guten Epos – auch die ein oder andere Träne der Rührung.

veröffentlicht am Sonntag, 22. April 2018 um 22:32; erstellt von Christian Stein, FT 1844 Freiburg e.V.