Trotz 0:3 - mutig im Pokal gegen Wiesbaden

SV Bad Laer vs. VC Wiesbaden, 11.11.17, POK F
MVP Ehrung durch Ansgar Brinkmann - Gold an Irina Kemmsies - Silber an Johanna Müller
Foto: Foto Stefan Bertelsmann

Auch wenn die Zweitliga-Volleyballerinnen des SV Bad Laer erwartungsgemäß weit von einer Sensation entfernt waren, gingen die gut 300 Zuschauer nach dem sehenswerten DVV-Pokal-Achtelfinale gegen den VC Wiesbaden zufrieden nach Hause. Sein Ziel – in jedem Satz zweistellig zu punkten – hat der Außenseiter vollauf erfüllt.

Eine Erfolgsprämie verpasste das Team von Trainerin Danuta Brinkmann bei der vorhersehbaren 0:3-Niederlage (15:25, 16:25, 13:25) indes nur hauchdünn: Thomas Müller – Vater von Außenangreiferin Johanna Müller, die von Ex-Fußballprofi Ansgar Brinkmann („Die Stimmung war echt super“) als beste Bad Laererin des Abends ausgezeichnet wurde – hatte im Vorfeld 100 Euro für die Mannschaftskasse ausgelobt, falls gegen den Bundesligisten mindestes 15 Punkte pro Satz herausspringen würden. Martin Brinkmann, der Bruder von Ansgar, ist mit Danuta Brinkmann verheiratet.

Vor allem in der ersten Hälfte des ersten Satzes hielten die Gastgeberinnen mit mutigen Angriffen, gewitzten Lobbs (Laura Seete) und starken Aufschlägen (Müller, Alina Hellmich) stark dagegen und führten sogar mit 11:9. Nach dem 13:13 wurden die klaren Unterschiede in Sachen Angaben, Annahmen, Blockarbeit, Athletik, Körpergröße und Schnelligkeit aber deutlich. Doch die Bad Laererinnen ließen sich nie entmutigen und feierten vor gut 300 Fans – darunter ebenfalls lautstarke 50 aus Wiesbaden – jeden Punkt wie einen Satzgewinn.

Vermutlich hätte das Team die Erfolgsprämie sogar eingeheimst, hätte Trainerin Brinkmann der stärksten Sechs mehr gemeinsame Spielzeit gegeben. Doch das Motto lautete: Alle sollten an diesem Abend teilhaben und in den Genuss kommen, sich gegen den mit vier Nationalspielerinnen gespickten und weniger auf die zweite Reihe setzenden VCW auszutesten.

Von einem „ganz starken Erlebnis“ sprach beispielsweise die 16-jährige Zuspielerin Franka Schwöppe: „Wahnsinn. Ich hatte total darauf gehofft, heute zum Einsatz zu kommen. Daran geglaubt hatte ich aber nicht so recht.“ Derweil freute sich Spielmacherin Michelle Bollien, „dass wir mit nicht wenigen Angriffen super durchgekommen sind. Wir hatten keine Angst. Vor allem Johanna war wieder superstark heute.“

Müller selbst fand den Abend „einfach nur mega. So viele Zuschauer und solch eine prima Stimmung habe ich hier noch nie erlebt. Mit einer Lichtershow einzeln einzulaufen, motiviert einfach noch mal mehr als eh schon gegen einen Erstligisten.“

Von einem „geilen Gefühl, gegen die zu spielen“, sprach auch Kapitänin Franziska Bentrup: „Jeder Punkt gegen Wiesbaden tut einfach gut – erst recht, wenn er auch vom Publikum so gefeiert wird.“ Das Spiel sei „wirklich das erwartet große und vielleicht sogar einmalige Highlight für unseren kleinen Dorfverein, über das man noch lange erzählen kann“ gewesen. „Es war eine super Atmosphäre hier“, schwärmte auch Gästetrainer Dirk Groß.

Zur stärksten Akteurin des Abends wählte Trainerin Brinkmann die VCW-Zuspielerin Irina Kemmsies. „Wir haben nach der vierstündigen Busfahrt etwas gebraucht, um uns zu akklimatisieren. Die Halle, Voraussetzungen und Stimmung war bestens – besser als bei manchen Erstligisten“, sagte die deutsche Nationalspielerin. Das dürfte auch die vier selbst ernannten „Glücksbärchen“ aus Dissen freuen, deren Kostüme pünktlich eingetroffen waren. „Herz, was willst Du mehr“, fragte Manuel Kall nach dem „schönen Spiel“. Auch den Gegner feierten die Glücksbärchen: „Deutscher Meister wird nur der VCW“, sangen sie mit Spielerinnen, Fans und Betreuern des Gegners vor der Abfahrt.

Von Christian Detloff (Neue Osnabrücker Zeitung)

veröffentlicht am Dienstag, 14. November 2017 um 13:10; erstellt von Christian Detloff (Neue OZ), SV Bad Laer e.V.
letzte Änderung: 14.11.17 13:15