Scheuer: "Wir sind noch nicht so weit"

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Aufstieg oder nicht Aufstieg - das ist hier die Frage. Seit dem 3. April dieses Jahres ist klar, dass kein Verein aus den vier 2. Bundesligen den Sprung in die 1. Bundesliga wagt. Der Grund seien nicht die Anforderungen des Lizenzstatuts, sondern Kosten für Kader- und Vereinsstruktur, sagt Florian Scheuer, Teammanager beim VC Printus Offenburg.

In unserer Serie #Kurzgefragt erklärt Scheuer ausführlich, warum der VCO in dieser Saison auf den Aufstieg verzichtet, die Entwicklung der 1. und 2. Bundesliga aber trotzdem positiv ist. 


Florian Scheuer ist Teammanager bei Frauen-Zweitligist VC Printus Offenburg (Foto: Fotostudio Hund)

Der VC Offenburg verzichtet in diesem Jahr erneut auf den Aufstieg in die 1. Bundesliga. Was sind die Gründe?

Wir sind einfach noch nicht ganz so weit. Es ist ein großer Schritt von der 2. Volleyball Bundesliga in die 1. Volleyball Bundesliga. Sowohl finanziell als auch organisatorisch. Es ist nicht vergleichbar mit dem Aufstieg eines Fußball-Zweitligisten in die Fußball Bundesliga. Dazu kommt, dass man in Offenburg schlechte Erfahrungen mit einem Handball-Bundesliga-Projekt gemacht hat, das nach nur einer Saison in die Pleite gegangen ist. Da müssen wir auf politischer Ebene noch ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten, um für ein ähnliches Projekt ausreichend Rückendeckung zu haben.

Hin und wieder wird darüber diskutiert, dass die Anforderungen des Lizenzstatus für einen Aufsteiger nicht stemmbar seien? Wie stehen Sie dazu?

Das sehe ich nicht so. Der Hauptgrund für den Verzicht, wenn man die Kostenseite betrachtet, sind die Kosten für Spielerinnen und Staff, inklusive VBG-Beiträgen, die mit Abstand der größte Kostenfaktor sind. Und das gilt für alle Vereine im gleichen Maße. Die Fixkosten für Lizenz und Gebühren sind zwar höher als in Liga zwei, aber die Steigerung ist moderat. Außerdem hat man durch den Stufenplan Zeit, sich zu entwickeln.

Wird der Abstand zwischen der 1. und 2. Bundesliga tatsächlich größer?

Das ist schwer zu beurteilen. Ich denke, dass sich beide Ligen sehr gut entwickeln. Wenn ich von der 2. Bundesliga Frauen Süd ausgehe und man bedenkt, mit welchen Spielerinnen wir noch in unseren ersten beiden Saisons gespielt haben, glaube ich, dass wir diese und auch letzte Saison auf jeden Fall abgestiegen wären, wenn wir uns nicht verstärkt hätten. Die zweite Liga ist stärker und professioneller geworden, aber auch die 1. Bundesliga ist stärker und breiter aufgestellt. Wenn dort gute Arbeit geleistet wird und starke Spielerkader aufgebaut werden, dann kann es sein, dass die Entwicklung schneller voran geht als bei den Zweitligisten. Das ist aber vom Grundsatz her nicht negativ zu bewerten. Ganz im Gegenteil, es zeugt von guter, nachhaltiger Arbeit - davon können wir letztlich alle profitieren.

Was muss man tun, um den Abstand zwischen 1. und 2. Bundesliga zu verringern? Und was wird hierfür bereits getan?

Die Liga unterstützt die Vereine durch umfangreiche Workshops, Beratungen und Materialien. Sei es zu finanziellen, organisatorischen oder marketingtechnischen Themen und vieles mehr. In erster Linie müssen aber die Vereine, die "hoch wollen" etwas tun. Man muss die Menschen, die Unternehmen und die Politik in seiner Region oder auch überregional davon überzeugen, für was wir stehen. Tolle Vereine, die tolle Arbeit leisten, aus welcher toller Sport resultiert, der unterstützenswert ist. Wir müssen beweisen, dass es besser ist, bei uns Sponsor Nummer eins, zwei oder drei zu sein, statt Sponsor Nummer 15,16,17 beim regionalen Fußballverein.

veröffentlicht am Mittwoch, 19. April 2017 um 13:10; erstellt von Wagener, Franziska
letzte Änderung: 19.04.17 14:18