Abstieg vor Rekordkulisse

FT 1844 Freiburg vs. HEITEC Volleys Eltmann, 13.04.19, 2. BLSM
Das Freiburger Publikum im Wechselbad der Gefühle
Foto: Patrick Seeger

Für seinen letzten großen Auftritt ist der Burdadschungel eigens mit riesigen Planen abgedunkelt. Teammanager Florian Schneider steht vor dem Saisonfinale persönlich auf dem Gerüst, um die große Fensterfront der Halle abzukleben. Als dann zum Einlaufen der Mannschaften das Licht im Dschungel ausgeht, muss die Abendsonne draußen bleiben. Eine Schlange von Zuschauern bis hinaus zum Parkplatz will derweil noch rein. Der Dschungel ist rappelvoll. Die 1000-Zuschauer-Marke sollte geknackt werden, sie wird pulverisiert!

Banges Hoffen

Die Stimmung in der Halle ist bis zum Zerreißen angespannt, die Lautstärke auf Maximum. Die Freiburger Volleyball-Gemeinde hofft noch einmal auf eine magische Nacht und peitscht die Affen aus allen Ecken der Halle nach vorn. Die Ausgangsposition ist dabei höchst unangenehm: Die FT 1844 muss nicht nur den frischgebackenen Meister Eltmann schlagen, sondern auch noch auf günstige Ergebnisse der Konkurrenz hoffen. Dennoch Zuversicht: Man klatscht und singt sich Mut zu, macht der eigenen Nervosität durch umso lauteres Anfeuern Luft.

Die Affen starten mit einem Knall. Die Atmosphäre scheint sie zu beflügeln. Schnell gehen sie in Führung, nähren die Hoffnung. Einen Satz lang scheint alles zu klappen: Der Aufschlag ist druckvoll, der Block und die Annahme stehen, die Pässe stimmen und im Angriff wird mal clever mal kraftvoll agiert. Die Gäste aus Eltmann hingegen wirken konsterniert – vielleicht von der Kulisse beeindruckt. 25:17! Auf der Tribüne und dem Feld großer Jubel und nur ein Wunsch: Es soll einfach nur so weiterlaufen.

Achterbahn

Der ein oder andere Zuschauer riskiert in der kurzen Pause einen Blick auf den Liveticker: Gotha führt deutlich, Mimmenhausen liegt zu diesem Zeitpunkt noch zurück. Wildes Herumrechnen. Es bringt nichts! Weiter anfeuern. Die Meister aus Eltmann haben die kurze Pause offenbar genutzt, um sich besser auf das Spiel der Affen einzustellen. Der zweite Durchgang ist ein deutlicher Dämpfer für die Freiburger Hoffnungen. Eltmann ist klar überlegen und kann den Satz mit 25:14 für sich entscheiden. Die Gefühlsachterbahn schickt ihre Fahrgäste im rappelvollen Dschungel nun heftig nach unten.

„Aber noch ist nichts passiert.“, ist ein Halbsatz, den man in der Halbzeitpause häufig hört. Die Rechenkünstler unter den Zuschauern wissen aber auch: Noch einen Satzverlust kann sich die Affenbande bei ihrer Herkulesaufgabe eigentlich nicht leisten. Die Mannschaft ist sich dem offensichtlich bewusst. Lange nervenaufreibende Ballwechsel und viel Einsatz reißen die Zuschauer nun immer wieder von den Sitzen. „Steht auf für die FTF!“, erschallt es, als Florian Schneider auf dem Baugerüst steht, um die Atmosphäre einzufangen. Den umkämpften dritten Satz entscheidet Eltmann am Ende dennoch mit all seiner Qualität für sich. Ernüchterung bei den Affen.

Abstieg und Trotz, Fairness und Stolz

Wer einen VBL-Ticker konsultiert und Rechnen kann, weiß nun: Ein Wunder im Dschungel wird wohl ausbleiben. Trotzig wirken nun die letzten Anstrengungen der Mannschaft, die vom Publikum weiterhin lautstark honoriert werden. Der Trotz in den Gesängen steigert sich nur noch, als Eltmann letztlich im vierten Satz den Schlusspunkt setzt und der Abstieg der FT 1844 perfekt ist. Nach Jahrzehnten 2. Bundesliga Süd ist Freiburg abgestiegen. Als der erste Schock überwunden ist, wendet sich Teammanager Florian Schneider ans Publikum: „Es ist jetzt ganz wichtig, fair zu bleiben und dem verdienten Meister Eltmann Respekt zu zollen.“ Seine Worte finden Anklang, minutenlang werden die Volleys aus Eltmann bei der Pokalübergabe von den Freiburger Anhängern gefeiert. Besonders dem Ex-Freiburger David Strobel gönnt man es sehr. Eltmanns Vorstand Peter Knieling würdigt dies später: „Vielen Dank und Hut-ab ans Freiburger Publikum. Es war heute großartig und hat sich in einer schwierigen Situation sehr fair verhalten.“

Neben die Traurigkeit über den nun gewissen Abstieg gesellt sich bei Vielen in der Halle langsam ein gewisser Stolz: Auf die emotionale Verbindung der Mannschaft mit dem Verein und dem Publikum, auf die vielen Emotionen und schönen Momente, auf diesen Abend. „Heute haben wir es nicht verspielt, sondern viel früher.“, ist ein Satz, den man von mehreren Spielern hört. Für genaue Analysen, woran der Abstieg nun gelegen hat, ist an diesem Abend und auch hier nicht der richtige Ort. Stattdessen findet Florian Schneider einmal mehr die passenden Schlussworte: „Wir werden alles dafür tun, um nächstes Jahr wieder zu kommen!“

 

veröffentlicht am Dienstag, 16. April 2019 um 00:06; erstellt von Christian Stein, FT 1844 Freiburg e.V.