Mann des Abends: Hammelburgs Branko Damjanovic
Foto: Jens Feistel
Wer sich zuerst aufregt verliert. Diese Erfahrung machten die Hammelburg Volleys bei ihrem Auswärtsspiel in Mühldorf am Inn. Oder besser: Die Mühldorfer machten sie. Denn während die Hammelburger trotz einiger strittiger Schiedsrichter-Entscheidungen auf beiden Seiten ihr Spiel durchzogen, wurden die TSVler vor 120 Zuschauern immer nervöser. Was sie eine mögliche Aufholjagd und den Sieg kostete.
Die Partie hatte ausgeglichen begonnen. Kein Team konnte sich im 1. Satz wirklich absetzen. Doch beim Stand von 18:16 für Hammelburg leisteten sich die Gäste eine unkonzentrierte Phase. Mit dem Ergebnis, dass sie plötzlich 18:20 zurücklagen.
Trainer Thiago Welter brachte den aus einer Finger-Verletzung kommenden Mittelblocker Luca Dierks. Zuspieler Hannes Krochmann stellte viele Bälle auf Diagonalangreifer Branko Damjanovic, der gut durch die TSV-Abwehr kam.
Dennoch führten die Mühldorfer komfortabel mit 23:20; das Momentum schien auf ihrer Seite. Doch die mehrfache Möglichkeit zum Satzgewinn nutzten sie nicht (Hammelburg hatte auch zwei nicht verwertete Satzbälle). Als dann Mühldorfs Juro Petrusic den Ball mehr führte als schlug, pfiffen die Schiris: Die Gäste hatten den Satz tatsächlich eingetütet.
Jener Petrusic mutierte im 2. Satz zum tragischen Helden. Nach dem Punktgewinn zum 14:13 für sein Team zeigte ihm ein Schiri die Rote Karte. Warum, blieb zunächst unklar. Die Kommentatoren des Mühldorfer Livestreams wollten die Info erhalten haben, dass ihre Nummer 15 sich "zu sehr in Richtung des Gegners gefreut" habe.
Jetzt zeitigt eine Rote Karte im Volleyball keine schwerwiegenden Folgen. Der Gegner bekommt einen Punkt zugesprochen. Dennoch: Die Mühldorfer schien diese Hinausstellung aus dem Konzept gebracht zu haben.
Denn auch dank konsequenterer Blockarbeit holten sich die Volleys einen Vorsprung (16:14), den sie kontinuierlich ausbauten (19:16, 21:18, 24:20). Auch die Aufschläge unter anderem von Alexander Brandstetter - eine Stärke des TSV - brachten keine Wende. Und so brachte "El Diabolo" Damjanovic den letzten Schmetterball zum Satzgewinn und ersten Matchpunkt der TV/DJKler im Feld der Gastgeber unter.
Jetzt mussten die Mühldorfer kommen - und sie kamen. Hammelburg verschlief seinerseits - wie so oft in dieser Saison - den Satzbeginn. Ruckzuck stand es im dritten Spielabschnitt 5:1 und 8:2 für die Gastgeber. Die Einwechslung von Oscar Benner auf der Position des Mittelblockers brachte zunächst noch nichts.
Doch gegen Ende des 3. Satzes saugten sich die Gäste auch dank konsequenterer Blockarbeit wieder an die Mühldorfer heran. Und glichen zum 22:22 aus (wobei die Entscheidung der Schiris, den auf die Hammelburger Linie geschlagenen Mühldorfer Ball "Aus" zu geben, wohl falsch war.)
"Die Messe ist noch nicht gelesen", unkten die sichtlich aufgebrachten heimischen Livestream-Kommentatoren. Sie behielten Recht.
Die "Crunchtime" entwickelte sich spannend, aber viel zu kurz für die Gäste. Denn weil Damjanovic mit seiner Offensivaktion unglücklich am Netz scheiterte, bedeutete das für die Mühldorfer den ersten verwandelten Satzball.
In anderen Begegnungen bedeutete das einen Knick im Spiel der immer noch jungen Hammelburger Truppe. Diesmal nicht. Vielmehr gerieten die TSVler ab dem 4:4 zunehmend aus dem Tritt, vielleicht, weil sie zu viel wollten. Aufschläge segelten zu weit oder ins Netz; Angriffsbälle wurden ins Aus geschlagen. Plötzlich stand es 8:5 für die Gäste.
Und die bauten sich an der Nervosität des Gegners auf. Die Annahme war stabil, Krochmann verteilte die Bälle variabel. Damjanovic und Moritz Rauber hauten drauf oder lupften, was das Zeug hält. Auch Oscar Benner steuerte einige Punkte aus der Mitte bei; noch wichtiger waren aber seine Blocks. Zwischenzeitlich stand es 13:7 für die Gäste.
Den Mühldorfern gelang indes nur noch wenig. Beim Stand von 14:18 aus ihrer Sicht scheiterten sie dreimal in einem Spielzug am TV-DJK-Block (der Punkt ging nach Hammelburg). Auch pfiffen ihnen die Schiris ein, zwei unsaubere Aktionen weg.
Symptomatisch der Punkt, der beim Stand von 24:16 zum Spielgewinn für die Gäste führte: Benners scharfe Angabe rollte derart kurios über die Netzkante, dass der Ball für den heranhechtenden Mühldorfer Spieler unannehmbar wurde. MVP wurde mit Damjanovic die Nummer 13 der Volleys. Der Diagonalangreifer hatte mit variablem Spiel verlässlich gepunktet und gut geblockt. Aber auch Hannes Krochmann und Moritz Rauber waren nah an der Auszeichnung dran. Vize-MVP wurde Tom Brandstetter.
Für Trainer Thiago Welter war es ein "cooles Erlebnis. Ich denke nicht, dass der Gegner schwach war. Aber wir haben sie neutralisiert."
Diese "tole Teamleistung" sei umso schöner, weil die Vorbereitung auf das Spiel katastrophal gewesen sei. Viele Spieler seien unter der Woche krank gewesen; die Volleys fuhren mit nur zehn Mann nach Mühldorf.
Der Coach war "sehr begeistert von Finn Jansen". Der Annahmespieler habe das "richtig, richtig gut" gemacht. Normalerweise würden sich die Gegner beim Aufschlag auf den jungen Akteur fokussieren in der Hoffnung, dass er "zusammenbricht". Doch er sei stabil geblieben.
Branko Damjanovic zeigte laut Welter wieder einmal Charakter; Hannes Krochmann verteilte die Bälle sehr gut. Im 4. Satz sei es durch eine kleine Umstellung gelungen, auch Moritz Rauber besser ins Spiel zu bringen. In jenem Satz sei es nach dem verlorenen dritten Abschnitt "wichtig gewesen, die Moral wieder aufzubauen".
Quelle: Saale-Zeitung
veröffentlicht am Sonntag, 23. Januar 2022 um 19:46; erstellt von Steffen Standke, TV/DJK Hammelburg
letzte Änderung: 23.01.22 19:46