Die Berliner wollen ihre erste Chance nutzen.
Foto: Eckhard Herfet
Volleyball kann so schnelllebig und erbarmungslos zugleich sein.
Es waren Kleinigkeiten und Momente, kürzer als ein
Wimpernschlag, die dem BR Volleys Team am Donnerstagabend den
Auswärtserfolg in der ZF Arena bescherten. Hätte der VfB
Friedrichshafen einen seiner beiden Matchbälle im Tiebreak
genutzt, wäre die Finalserie wieder komplett offen gewesen.
Stattdessen haben die Berliner nun drei Chancen, die Meisterschaft
zum siebten Mal in die Hauptstadt zu holen und sich den zweiten
Stern auf ihren orangen Trikots zu sichern. Die erste
Möglichkeit bietet sich Kapitän Robert Kromm und seinem
Team am Sonntag (01. Mai um 15.00 Uhr) im heimischen
Volleyballtempel.
Dieses zweite Finalspiel am Bodensee fesselte nicht nur die Fans
beider Vereine, auch BR Volleys Cheftrainer Roberto Serniotti, der
am Sonntag 54 Jahre alt wird, war noch zwei Tage später
begeistert: "Die Mannschaft hat ein weiteres Mal ihre
Nervenstärke bewiesen. Unser Team besitzt wirklich einen
besonderen Charakter. Nach dem ersten Satz haben wir uns in die
Augen geschaut und einander eingeschworen. Wir wussten, dass dieses
Match noch lang wird. Natürlich hatten wir am Ende auch etwas
Glück, aber unsere Siegermentalität ist einzigartig."
Doch noch ist das "Duell der Giganten" in dieser Serie
keineswegs entschieden. Die BR Volleys sind gewarnt. Vor zwei
Jahren war die Situation zwischen beiden Teams identisch. Berlin
gewann die ersten beiden Spiele und stand kurz vor dem Titelgewinn,
doch Friedrichshafen gewann Match drei in der Max-Schmeling-Halle,
bevor die Hauptstädter das vierte Duell am Bodensee und somit
die Meisterschaft für sich entschieden. Und erst vor einem
Jahr ließen sich die BR Volleys in einer an Dramatik kaum zu
steigernden Finalserie den Titel sogar noch aus den Händen
reißen. Damals führte man 2:1 nach Spielen und musste am
Ende trotzdem den Häflern beim Jubeln zuschauen. Roberto
Serniotti ist sich dessen bewusst: "Diese Geschichte ist noch nicht
zu Ende geschrieben. Wir haben jetzt eine gute Ausgangsposition,
dürfen uns aber auf keinen Fall zu sicher sein.
Friedrichshafen wird sich nicht aufgeben und am Sonntag erneut
alles versuchen."
Das bestätigt Friedrichshafens Coach Stelian Moculescu, der
nach der Saison seine 40-jährige, überaus erfolgreiche
Trainer-Laufbahn beenden will: "Schnell, schnell geht gegen Berlin
nicht. Wir müssen geduldig sein, die Bälle bis zum Ende
spielen und dann ist das Spiel, wie auch beim letzten Spiel,
offen."
In einer solchen Finalserie geht es Schlag auf Schlag und es
bleibt kaum Zeit, sich ausführlich mit dem letzten Match zu
beschäftigen. "Wir hatten nach dem intensiven Spiel in
Friedrichshafen nur zwei Tage und lediglich eine richtige
Trainingseinheit. Aber dem VfB geht es ja nicht anders. Die
Titelentscheidung ist jetzt auch eine Frage der Regeneration und
Kraftreserven nach solch einer langen Saison," sagt Geburtstagskind
Serniotti.
Nach Pokal- und Europacupsieg bietet sich den BR Volleys die
historische Möglichkeit, die Saison mit einem dritten Titel zu
krönen und zur erfolgreichsten der Vereinsgeschichte zu
machen. Diesen allerletzten Schritt möchten der Coach und sein
Team am liebsten schon am Sonntag gehen: "Natürlich wollen wir
den Sack zu machen, aber auch wenn es schiefgehen sollte,
dürfen wir daran nicht verzweifeln, sondern müssen uns
auf die verbleibenden Chancen fokussieren. Ich freue mich jetzt
einfach auf ein hochklassiges Endspiel vor einer grandiosen
Kulisse."
Alle weiteren Informationen auf
www.br-volleys.de
veröffentlicht am Samstag, 30. April 2016 um 09:00; erstellt von cb, SCC Berlin e.V.
letzte Änderung: 30.04.16 11:27