Mit fünf Assen in Folge den Tiebreak entschieden: Scott Kevorken!
Foto: SVG Lüneburg, Michal Behns
Wer Sport voller Emotionen liebt, kommt bei den Volleyballern
der SVG Lüneburg nicht zu kurz. Da kann selbst gegen ein
zunächst schwaches Kellerkind ein scheinbar sicherer Sieg noch
zu einem Drama werden. Wie nun im vorletzten Heimspiel der
Bundesliga-Hauptrunde gegen den CV MItteldeutschland. Ein 3:2
(25:19, 25:19, 21:25, 17:25, 15:9) stand am Ende in der Bilanz und
damit nur zwei der eigentlich erhofften drei Punkte. Dennoch hat
die SVG nun einen direkten Playoff-Platz endgültig sicher,
kletterte sogar vor Düren auf Rang vier, den es nun bis zum
Ende der englischen Woche zu behaupten gilt.
"Was war das denn heute bitte für ein Spiel?" fragten sich
die ungläubigen Fans beim Verlassen der Halle nach über
zwei Stunden wie in einer Achterbahn. Zunächst sah es nach
einem glatten Gang im Schnelldurchgang aus, nach zwei Sätzen
hieß die Losung: schnell noch etwas Essen und Trinken, bevor
der entspannte Abend gleich vorbei ist. Doch nach der
Zehn-Minuten-Pause bäumte sich der Gegner noch einmal auf,
riskierte alles, hatte ja auch nichts mehr zu verlieren.
"Und für uns wurde es ein Pfadfinder-Spiel - wir haben den
roten Faden gesucht", meinte Co-Trainer Bernd Schlesinger
später ebenso launig wie treffend. Da halfen selbst zwei
geschenkte Punkte durch rote Karten für heftige Proteste von
CVM-Trainer Ulf Quell sowie Diagonalangreifer Jaroslaw Lech nach
strittigen Schiedsrichter-Entscheidungen nichts.
Der Faden war gerissen, Mitteldeutschland gelang dagagen nun
nahezu alles, Satz drei ging an die Gäste aus Sachsen-Anhalt.
Also gut, dann eben ein 3:1 statt 3:0, kann ja mal vorkommen - so
die Gefühlslage bei den Besuchern. Doch Durchgang vier brachte
erst den richtigen Einbruch. Nahezu nichts ging mehr. Ratlosigkeit
und Verzweiflung in den Gesichtern der Spieler, der Beratungsbedarf
bei Trainer Stefan Hübner, Schlesinger und Scout Malte Stolley
wurde immer größer. Die Fans waren betroffen, ja fast
geschockt, als es nach nur 23 Minuten und einem desaströsen
17:25 plötzlich 2:2 nach Sätzen stand.
Also Neu-Besinnung und Tie-Break: Da packte Kapitän Scott
Kevorken gleich mal seine Aufschlag-Peitsche aus, prügelte
fünf Asse in Folge haarscharf über das Netz, ließ
sich dabei auch nicht von einer Auszeit der Gäste aus dem Takt
bringen, 5:0. Mit 8:1 wurden die Seiten gewechselt, doch das neue
Bundesliga-Schlusslicht gab sich noch nicht geschlagen,
verkürzte noch einmal bis auf vier Punkte (9:13), ehe das
Wechselbad der Gefühle dann ein Ende hatte.
Dabei hatte alles so einfach begonnen. Die SVG, wieder mit Nick
Del Bianco nach überstandener Krankheit sowie Adam Kocian als
Zuspieler neu in der Anfangs-Formation, hatte losgelegt wie aus
einem Guss, war hoch konzentriert. Falko Steinke, am Ende bester
Scorer (19 Punkte) trumpfte in alter Frische auf, in der Mitte
blockte Michel Schlien ein ums andere Mal erfolgreich und punktete
bei Schnellangriffen selbst.
So ging es in Satz zwei weiter, die SVG spielte sichtlich mit
Vergnügen, hier ein Lächeln, da ein Späßchen,
es lief fast wie im Training - auch, weil der Gegner eine schwache
Aufschlagquote hatte. Wie es dann zu der zwischenzeitlichen Wende
kommen konnte, dafür wurde später lange nach
Erklärungen gesucht. Hübner versuchte es so: "Das ist
normal im Sport, kann immer mal passieren, wenn es anfangs zu
leicht ist. Da haben wir uns vielleicht zu sicher gefühlt,
hatten nicht mehr die volle Energie, die einfach nötig ist und
sind nicht gut aus der Pause gekommen. Dann war es harte Arbeit,
wieder zurückzukommen. Im fünften Satz haben wir noch
einmal alle Energie zusammengenommen und eben einen Kapitän,
der in so einer Situation vorangeht."
veröffentlicht am Sonntag, 6. März 2016 um 16:12; erstellt von SVG Lüneburg e.V.
letzte Änderung: 07.03.16 11:46