An der Pokalsensation geschnuppert

Stralsunder Wildcats vs. NawaRo Straubing, 04.11.18, POK F
Laura Kurtze beim Achtelfiinaldebüt
Foto: Niklas Kunkel

NawaRo Straubing führt gerade im ersten Satz mit 18:17, da betritt Laura Kurtze erstmals in ihrer Karriere eine Achtelfinalbühne im DVV-Pokal. Kurz darauf ballt die Volleyballerin der Stralsunder Wildcats die Faust, als sie mit einem Ass den Satzball der Bayerinnen abwendet und zum 24:24 ausgleicht. Ihr Freudenschrei geht in dem tosenden Lärm der 500 Zuschauer in der Diesterweghalle unter. Zwei Aufschläge später stimmt Teamkollegin Dana Polenz in den Jubel mit ein – die Wildcats holen sich den ersten Satz im Achtelfinale gegen den Erstligisten. Polenz‘ Achtelfinaldebut nahm dann im dritten Satz so richtig Fahrt auf. Die Aufschläge der Mittelblockerin brachte den Favoriten mächtig ins Schwitzen und den Underdog aus Stralsund mit 4:0 in Führung – der Grundstein für den Erfolg im dritten Durchgang. „Es gab keinen genauen Zeitpunkt, ab dem man gemerkt hat, dass hier etwas geht“, glaubt Polenz. Die Wildcats waren einfach von Anfang an drin im Spiel. Und vor dem Pokalhighlight relativ cool. „Ich war nicht nervöser als sonst bei Ligaspielen“, versichert Kurtze. Dafür waren die Stralsunderinnen vielleicht etwas enttäuschter als bei Zweitligaduellen als sie nach 2:10 Stunden die Sensation haarscharf verpasst hatten. Die Wildcats mussten sich nach großartigem Kampf in einem attraktiven Spiel NawaRo Straubing erst im Tie-Break mit 2:3 (26:24, 16:25, 25:20, 19:25, 11:15) beugen.

Volleyballgeschichte hat der 1. VC Stralsund dennoch geschrieben: Erstmals holte eine unterklassige Frauen-Mannschaft im DVV-Pokal-Achtelfinale zwei Sätze gegen einen Erstligisten. Doch der Einzug ins Viertelfinale ist noch keinem Zweitligisten gelungen. Dieses Kapitel sollte auch am Sonntag am Strelasund ungeschrieben bleiben.

„Das ist Volleyball in Stralsund“, kommentierte Wildcats-Trainer André Thiel das knappe Aus. Was er damit meint ist, dass seine Wildcats es immer wieder schaffen, Favoriten ins Wanken zu bringen. Nur der finale Sturz fehlt (noch). Auch an diesem 4. November strauchelte der Favorit mehrfach, fiel aber nicht.

„Straubing war am Ende einfach zu stark, eben die Klasse besser“, honorierte André Thiel und veranschaulichte: „Wenn die einen gute Angriffsposition hatten, war das zu 80 Prozent ein Punkt, wir mussten unsere Punkte auch bei leichten Bällen hart erarbeiten.“

Trotz knapp verpasster Überraschung und dementsprechender Niedergeschlagenheit waren sich die Wildcats einig. „Wenn wir mit 0:3 verloren hätten, wäre die Enttäuschung größer gewesen“, meint Kurtze und teilt damit die Ansicht ihres Trainers.

Am Ende des Doppelspieltags war die Erleichterung von Straubings Trainer Benedikt Frank, für den es ein „geiles Gefühl ist, in so einer Hölle zu bestehen“, die Anerkennung des Stralsunder Publikums, das das Team am Sonntag mit minutenlangen Ovationen verabschiedete und die Erschöpfung der Achtelfinaldebütanten Kurtze und Polenz, die „ein tolles aber anstrengendes Spiel in einer lauten Halle“ erlebten, zu spüren.

veröffentlicht am Dienstag, 6. November 2018 um 10:57; erstellt von H.Schreiber ( Ostseezeitung ), 1. VC Stralsund e.V.
letzte Änderung: 06.11.18 10:56