Erneut Tiebreak

VfB Suhl LOTTO Thüringen vs. SSC Palmberg Schwerin, 08.04.22, 1. BLFPO
Zusammen auf Rang 5
Foto: Jürgen Scheere

Rekordmeister Schwerin gewinnt Volleyball-Krimi und zieht damit ins Halbfinale ein

 

"Felix - der Glückliche" - so könnte man den Tiebreak-Sieg der Nordostdeutschen Volleyballerinnen mit ihrem emotionsgeladenen Trainer Felix Koslowski wohl am besten umschreiben. Es war wieder, wie bereits im Hinspiel am Dienstag in Schwerin eine Berg- und Talfahrt der Gefühle auf und neben dem Spielfeld und auf den Zuschauerrängen. So gefüllt und stimmungsvoll war die Antenne Thüringen Volleyballarena in der legendären "Wolfsgrube" schon lange nicht mehr. Die weit über 1.000 Zuschauer kamen voll auf ihre Kosten und erlebten ein noch hochklassigeres Match als beim Hinspiel. Der SSC Palmberg Schwerin erwischte erneut den besseren Start ins Spiel, danach konterte Suhl musste jedoch die Gäste bei der ersten Auszeit (11:15) davonziehen lassen. Der VfB Suhl Lotto Thüringen machte einfach mehr Fehler im Aufschlag und Angriff als Schwerin und musste so beim 15:22 einen uneinholbaren Vorsprung hinnehmen. Auch die zweite taktische Auszeit des VfB-Trainers Laszlo Hollosy brachte nichts mehr ein, denn die favorisierten Gäste feierten einen sicheren 25:20-Satzgewinn. Mit den lautstarken Fans im Rücken rafften sich die Jaksetic & Co. aber auf und steigerten sich enorm, plötzlich schien die Energie auf ihrer Spielhälfte eingekehrt zu sein, jedensfalls fast spiegelverkehrt nun der Spielverlauf. Die Gastgeberinnen senkten ihre Eigenfehlerquote und brillierten mit sehenswerten Angriffen, insbesondere über Danielle Harbin. Aber auch die VfB-Mitspielerinnen wussten allesamt im Angriff zu glänzen, Elisa Lohmann kratzte so manchen unholbaren Ball in der Feldabwehr heraus, sodass Zuspielerin Vedrana Jaksetic ein attraktives und erfolgreiches Angriffsspiel aufziehen konnte. Auf Schweriner Seite nun etwas Ratlosigkeit und auch die beiden Auszeiten (9:12 und 11:17) führten zu keiner Verbesserung im Satz. Die "Wolfsgrube" inzwischen zum Tollhaus mutiert, konnten den Satzausgleich mit 25:15 Punkten feiern. Duplizität der Ereignisse wie im ersten Satz, Schwerin ging schnell mit 4:0 in Führung, doch Stück für Stück pirschte sich Suhl an die Gäste heran. Inzwischen liefen auch die Challenge-Anfragen auf Hochtouren und Felix Koslowski am Rande des Spielfeldes heiß. Wegen dem unerlaubten Betreten des Spielfeldes nach einem Punktgewinn wurde der SSC-Coach dann auch vom 1. Schiedsrichter Stefan Knebel heftig ermahnt, aber noch nicht sanktioniert, was andererseits dem diesmal weitaus ruhiger agierendem VfB-Trainer Hollosy in Wallung brachte. Aber der Satzverlauf brachte die Wende, als Suhl beim 16:15 erstmals in Führung ging. Bis zum 19:19 war noch alles offen, doch dann brachte eine Aufschlagsserie von der starken Außenangreiferin Agnes Pallag eine 24:21-Führung für den "Underdog" und Tabellenfünften der Hauptrunde. Suhl blieb cool und sicherte sich den Satzgewinn (25:21) und damit die frenetisch gefeierte 2:1-Satzführung. Ebenso hochklassig ging es jetzt auch im vierten Satz weiter, wobei meist Schwerin kleine Punktvorsprünge behaupten konnte. Beim 19:22-Rückstand legte Vedrana Jaksetic erneut eine tolle Aufschlagsserie hin und die Blockabwehr um die längste Spielerin der Saison, VfB-Mittelblockerin Laura de Zwart, ließ kaum einen Angriff durch oder zwangen die SSC-Angreiferinnen zu Fehlern im Angriff. Trotzdem schaffte Schwerin mit einer Energieleistung noch den knappen 25:23-Satzgewinn, damit auch den Ausgleich und die Verlängerung in den Tiebreak. Auf Suhler Fanseite trauerte man noch den vergebenen Punkten etwas nach, denn ein 3:1-Sieg für Suhl wäre nicht unverdient gewesen. Aber ging dieser unvergessliche Volleyballabend in der Suhler "Wolfsgrube" in die Verlängerung des 5. Aktes. Längst nichts mehr für schwache Nerven und in Erinnerung an das Hinspiel am vergangenen Dienstag, schwante manchem Volleyballzuschauer nicht Gutes. Doch zunächst ging Suhl in Führung und behauptete zum Seitenwechsel einen unerwartetenden 8:5-Vorsprung. Aber SSC-Coach Koslowski wechselte mehrfach die Spielerinnen und hatte erneut auf Frauke Neuhaus auf seiner Diagonalposition im Angriff eingesetzt. Der Volleyballkrimi nahm seinen Lauf und Schwerin kam Punkt für Punkt heran, in diversen Challengeüberprüfungen hatte der Rekordmeister auch das Glück auf seiner Seite gepachtet, sodass es nach 2 Stunden und 16 Minuten Matchball beim 14:12 für Schwerin gab. Suhl konnte noch einen SSC-Matchball abwehren - doch dann machte Indy Baijens mit ihrem Schnellangriff über die Mitte "den Sack zu". Der Rekordmeister SSC Palmberg Schwerin gewinnt glücklich mit 15:13 nicht nur den Tiebreak und damit auch das zweite Playoffspiel gegen einen "wolfsstarken" VfB Suhl LOTTO Thüringen. Schwerin feierte vor seinen gut 30 mitgereisten Fans den Halbfinaleinzug gegen Stuttgart. Für die Gastgeberinnen ging mit dieser unglücklichen Niederlage die Saison trotz toller Vorstellung und einer "Wahnsinnskulisse" vorzeitig zu Ende, trotzdem wurde die Mannschaft von den Fans mit Standing Ovations bedacht und für eine überragende Saison gedankt. Als wertvollste Spielerinnen in zwei gleichstarken Spieler-Ensembles wurden Danielle Harbin mit "Silber" und SSC-Libera Anna Pogany mit der goldenen MVP-Medaille geehrt. Für alle Volleyballfans war das dramatische Spiel mit der Liveübertragung aus Suhl beste Werbung für den Damen-Volleyball in Deutschland und die Suhler Spielerinnen konnte erneut super Werbung in Eigenregie für Ihren Verein und die Stadt betreiben.  



veröffentlicht am Samstag, 9. April 2022 um 10:15; erstellt von Ulf Greiser, VfB 91 Suhl e.V.