Ein echtes Spitzenspiel im Wohnzimmer

TV/DJK Hammelburg vs. Blue Volleys Gotha, 16.10.21, 2. BLSM
arian Epple (links) und die Hammelburg Volleys lieferten sich mit Gotha ein hocklassiges Spiel.
Foto: Jens Feistel

So etwas hat es in einem Zweitligaspiel in der Saaletalhalle sicher noch nicht gegeben: Beim Stand von 15:14 für Hammelburg im 3. Satz traf ein Gothaer Schmetterball Branko Damjanovics Schädel. Die Kugel prallte von Kopf gegen die Hallendecke und von dort auf den Laptop am Schreibertisch. Der Computer gab den Geist auf. Ersatz musste her. Es war ein unfreiwilliger Runterkühler in einem unglaublich engen, spannenden Spiel.

Schon vor dem Laptop-Knockout war es ein völlig offenes Spiel. Die Hammelburger - mit Damjanovic, Marian Epple und Finn Jansen als Libero in der Anfangsformation - erwischten den besseren Start. Sie spielten konzentrierter als die Gothaer. Ein Aufschlag-Ass von Damjanovic brachte das 9:4.

Den Satzgewinn bedeutete das nicht. Denn die Gothaer zeigten jetzt ihre Klasse. Ihr Dreierblock parierte zweimal prächtig. Und der Volleys-Vorsprung schmolz. Mit dem 12:12 war er aufgeholt.

Die Blue Volleys offenbarten nun deutliche Schwächen in der Hammelburger Annahme, forderten diese immer wieder mit scharfen Aufschlägen heraus. Besonders Yann Böhme tat sich hervor.

Der Lohn: ein stetig wachsender Vorsprung für Gotha, mit dem nach den ersten Spielminuten kaum jemand gerechnet hatte (13:19). Jetzt spielten die Blue Volleys konstant, ließen die Gastgeber nicht mehr herankommen.

Den 2. Satz gingen die Hammelburger wieder dynamisch an. Auch dank eines Super-Blocks von Nils Rehmeier führten sie 5:3 und später sogar 9:5. Den Vorsprung hielten sie - auch dank einer stabileren Annahme - mehr oder weniger bis kurz vor Ende des Satzes. An dem es nochmal kritisch wurde. Da egalisierten die Gothaer auch dank verschlagener Angaben von Damjanovic und Oscar Benner auf 22:22. Und als der Ball vom Hammelburger Dreierblock ins Aus prallte, stand es 23:23. Sollten sich die Volleys noch die Butter vom Brot nehmen lassen?

Diesmal nicht. Moritz Rauber finalisierte sprunggewaltig zum Satzball. Und als die Gothaer Annahme den Ball an die Decke klatschen ließ, war der Satzgewinn geschafft. Ein ungemein wichtiger. Denn auf dem Unentschieden konnten die TV/DJKler etwas beruhigter ihr Spiel im dritten Abschnitt aufbauen.

Etwas zu ruhig, denn Gotha erwischte den besseren Start, führte schnell 1:5. Die Hammelburg Volleys kämpften sich auf 7:7 heran, um die Gäste dann wieder ziehen lassen zu müssen (10:13). Wieder kamen sie auf 14:14 heran und gingen unmittelbar vor dem Computer-Knockout in Führung.

Fortan musste wie in alten Zeiten per Hand mitgeschrieben werden, sodass die Anzeige für die Zuschauer des Livestreams zeitweise verschwunden war und der Spielstand fortan manuell ugedatet werden musste.

Der Zwischenfall brachte indes keine der Mannschaften aus dem Konzept. Die Hammelburger verteidigten eine leichte Führung; Gotha blieb dran.

Doch in dieser Phase glänzten vor allem Rauber und Benner sowohl in der Offensive als auch im Block. Und als Rauber und Damjanovic den gegnerischen Block so geschickt anschlugen, dass der Ball jeweils im Aus landete, war die 2:1-Führung nach Sätzen da.

Doch an diesem engen Abend verhieß das keine Vorentscheidung. Im Gegenteil: Im unfassbar ausgeglichenen 4. Satz schufen sich die Gothaer Gäste erst beim Stand von 20:20 einen kleinen Vorteil (obwohl sie gerade einen Monster-Ballwechsel verloren hatten). Oscar Benner nahm den Ball beim Block unglücklich ins eigene Feld mit zurück. Und dann segelte die Kugel von seinem Block ins Aus (20:22).

Die Hammelburger hätten zurückkommen können. Doch zuerst sah der Schiedsrichter ein wohl leichtes "Touché/Ball berührt" eines Gästespielers nicht. Und dann tolerierte er ein in Hammelburger Augen unsauberes Spiel der Gothaer.

Das 20:24 war nicht mehr aufzuholen, obwohl der eingewechselte Moritz Zeitler und Damjanovic, der nicht so wie in Freiburg auftrumpfen konnte, zwei Bälle berwandelten.

So ging es in den Tiebreak. Und der verlief - anders als die Sätze zuvor - relativ klar pro TV/DJK. Das lag auch an den vermehrten Aufschlagfehlern, die die Blue Volleys sich nun leisteten. Einer davon war er Siegpunkt für die Gastgeber, als der erfahrene Mittelblocker Tomasz Gorski seinen Sprungaufschlag ins Netz semmelte. Die Hammelburger um den späteren MVP Moritz Rauber feierten.

veröffentlicht am Sonntag, 17. Oktober 2021 um 16:07; erstellt von Steffen Standke, TV/DJK Hammelburg
letzte Änderung: 17.10.21 16:07