Wildcats-Lazarett fiebert mit

Stralsunder Wildcats vs. SSF Fortuna Bonn, 09.10.21, 2. BLNF
Zum Zuschauen verdammt: Laura Kurtze (4) und Madlleen Piest (15)
Foto: Andrè Gschweng ( Farbspielfotografie )

Laura Kurtze, Madleen Piest und Sanja Bruns werden sich am Wochenende gleich zweimal in ihre Spielkleidung zwängen – mit dem Wissen, dass Trikot und Hose danach eh nicht gewaschen werden müssten. Die Volleyballerinnen des 1. VC Stralsund sind seit Wochen, Kurtze gar seit Monaten zum Zuschauen und Anfeuern verdammt. So auch am Sonnabend beim vierten Zweitligaspiel gegen SSF Fortuna Bonn und Sonntag im Regionalpokal gegen ETV Hamburg. Das Trio belegt mit schweren Verletzungen langfristig das Wildcats-Lazarett – und reißt große Lücken in den Kader. Von nominell drei Außenangreiferinnen ist nur Anna-Lena Vogel fit. „Es ist blöd, nichts machen zu können und nur Tipps zu geben“, gesteht Kurtze.

Die 23-Jährige sieht von außen, wie ihr Team auf dem Feld (noch) nicht optimal harmoniert. „Jede ist sehr auf sich fixiert – auch bedingt durch den Systemwechsel des neuen Trainers“, analysiert Kurtze. Auch Piest weiß, woran es bei den noch punktlosen Wildcats hapert: „Wir haben noch kein Spielelement, das hundertprozentig klappt, brauchen zu viele Versuche, um den Ball tot zu machen und sind in einfachen Situationen nicht clever genug.“ Kurtze schiebt hinterher: „Und emotional läuft es halt noch nicht so.“ Das will sie mit ihren Leidensgenossinnen ändern, will noch mehr antreiben auf der Bank. Den Rest haben sie eh nicht in der Hand.

Erst im Januar wird Kurtze wieder auf dem Spielfeld eingreifen können. Wenn alles nach Plan läuft. Noch darf sie nach ihrer Knieoperation wegen Knorpelschadens nicht einmal laufen – geschweige denn springen. Es ist nicht das erste Mal, dass Kurtze verletzungsbedingt pausieren muss. Ein Karriereende mit 23 sei aber keine Option. Ebenso wenig will die Außenangreiferin auf die das Knie mehr schonende Position Libera umschulen. Dahin wich sie Ende vergangener Saison aus, als die Schmerzen anfingen. So quält sie sich mühsam im Einzeltraining zu alter Stärke. „Der Kraftaufbau ist in vollem Gange“, sagt die gebürtige Neubrandenburgerin und schiebt halb hoffnungsfroh, halb trotzig hinterher: „Es wird keine nächste Verletzung geben!“

Diese Vorhersage beanspruchten auch Piest und Bruns für sich. Beide laborieren an Schulterverletzungen. Piest konnte aufgrund von starken Entzündungen wochenlang nicht ohne Schmerzen schlafen. Beim Abschlusstraining am Freitagabend testet die 26-Jährige, ob es am Wochenende schon für Kurzeinsätze in der Annahme reichen könnte. Wohl eher nicht. Der Ehrgeiz, schnellstmöglich zurückzukommen, ist aber groß. „Die Finger kribbeln natürlich. Ich mache nie gern Pause ohne Ball“, sagt Piest, die zuletzt beim Saisonauftakt vor vier Wochen einen Volleyball angefasst hat.

Ihre definitiv einsatzfähigen Teamkolleginnen haben andere Ziele. Sie wollen im vierten Anlauf endlich den ersten Ligasieg. Gegen den ebenfalls noch sieglosen Tabellennachbarn Fortuna Bonn scheint das Vorhaben greifbar. „Da muss alles reingepackt werden, was wir haben“, fordert Piest. Laura Kurtze meint: „Sie dürfen nicht das Selbstvertrauen verlieren. Dabei ist nicht in erster Linie das Ergebnis wichtig, sondern wie sie sich persönlich und als Team fühlen.“

Am Dienstag konnten die Wildcats schon mal Selbstvertrauen tanken. Sie gewannen ein Trainingsspiel gegen VCO Schwerin mit 3:1. „Das sah teammäßig schon besser aus. Wenn wir jetzt noch die Eigenfehler abstellen, kann das gut werden gegen Bonn“, sagt Kurtze und legt ebenso wie das gesamte Team den Fokus des Doppelspieltags auf den Ligabetrieb. Sie wollen in erster Linie die rote Laterne abgeben. Der Regionalpokal einen Tag später gegen ETV Hamburg ist Extra-Bonbon. Es ist die vorletzte Hürde zum DVV-Pokalspiel gegen Meister Dresdner SC.

 

veröffentlicht am Freitag, 8. Oktober 2021 um 11:50; erstellt von Horst Schreiber (Ostseezeitung), 1. VC Stralsund e.V.
letzte Änderung: 08.10.21 11:50