Schwach begonnen, Turbo gezündet und schließlich souverän gewonnen: So lässt sich der Heimauftritt der Vorwärts Sachsen Volleys Grimma am späten Sonnabendnachmittag gegen den TV Planegg-Krailling zusammenfassen. Mit 3:1 (18:25, 25:21, 25:17 25:19) setzen sich Kömmling & Co nach reichlich 100 Spielminuten im Ausweichquartier Seume-Sporthalle durch.
Dabei fanden die Muldestädterinnen zunächst überhaupt nicht ins Spiel und überließen den Gästen vom Münchener Stadtrand das Heft des Handelns. Wofür sich diese mit einer schnellen deutlichen Führung bedankten. Die Gastgeberinnen agierten nervös, wobei es nahezu jeder ihrer Aktionen an der nötigen Präzision ermangelte. Demgegenüber traten die Gäste aus Oberbayern klug und mutig auf, sodass sich Vorwärts Sachsen Volleys-Chefcoach Ronny Lederer beim Spielstand von 5:10 zum Nehmen einer Auszeit veranlasst sah. Doch an der Dominanz der Planegg-Kraillingerinnen vermochte dies nichts zu ändern, weshalb Lederer beim Spielstand von 7:14 mit Angreiferin Elena Kömmling, Zuspielerin Maria Freitag und Diagonalspielerin Deborah Scholz, die erstmals nach ihrer langwierigen Bänderverletzung zum Einsatz kam, gleich drei neue Spielerinnen aufs Parkett schickte. Mit allerdings wenig Erfolg, bekamen doch seine Schützlinge weiterhin keinen Zugriff aufs das Geschehen auf dem Parkett, auf dem sich die Gäste mittlerweile mit 16:8 abgesetzt hatten. Zwar fingen sich die Vorwärts Sachsen Volleys zum Satzende hin ein wenig, den sicheren 25:18-Satzgewinn der Planeggerinnen allerdings konnten sie nicht mehr verhindern.
Und auch im zweiten Durchgang änderte sich zunächst wenig an der spielerischen Situation. Lediglich die Anfangsphase konnten die Gastgeberinnen ausgeglichen gestalten, infolge einer weiterhin mangelhaften Präzision (unter anderem einige zu lange und zu kurze Aufschläge) setzten sich die Oberbayerinnen aber wieder schnell bis zum 18:12 ab.
Danach jedoch ging ein Ruck durch die Reihen der Vorwärts Sachsen Volleys, der von zwei starken Punktgewinnen durch Rückkehrerin Deborah Scholz eingeleitet wurde. Plötzlich schien den Gastgeberinnen alles zu gelingen, und unter anderem mithilfe starker Aufschläge und eines gelungenen Blocks drehten die Gastgeberinnen die Partie und setzten mit einem erfolgreich abgeschlossenen sehenswerten Angriff den Schlusspunkt zum 25:21.
Den Turnaround allerdings hatten die Muldestädterinnen damit noch nicht geschafft, vielmehr mussten die Vorwärts Sachsen Volleys auch im dritten Satz um jeden Punkt hart fighten, um am Gegner dranzubleiben. Doch innerhalb kurzer Zeit gelang es ihnen, einen 5:8-Rückstand in eine 13:8-Führung umzuwandeln, wobei auch in dieser Spielphase die individuelle Klasse bei den Hausherrinnen das den Ausschlag gebende Moment war. Während es nun bei den Hausherrinnen lief, die sich unter anderem mit zwei Assen weiter von den Volleyball-Damen aus Oberbayern absetzen konnten, häufte sich bei letzteren die Fehlerquote im Aufschlag- wie im Annahmespiel. An der zur „wertvollsten Spielerin“ der Partie auf Grimmaer Seite gekürten Mittelblockerin Ulrike Schemel war es, mit einem ihrer vom Gegner nur schwer zu verteidigenden Hammerschläge die Vorentscheidung zum 21:14 zu erzwingen, mit einem nicht minder hart von Elena Kömmling ins Ziel gebrachten Angriff setzten die Gastgeberinnen nach weiteren 23 Spielminuten den Deckel auf den dritten Satz.
Doch die Planeggerinnen zeigten Moral und hielten auch im vierten Durchgang das Spielgeschehen eine Weile offen, bis es zur Satzmitte hin zunehmend von den Vorwärts Sachsen Volleys bestimmt wurde. Elena Kömmling markierte nach einem schulbuchmäßigen Spielzug das 15:12, unmittelbar darauf setzte ihre Positionskollegin im Außenangriff, Kristin Schröder, einen Ball überlegt in die Lücke der gegnerischen Formation zum 17:12. Wenig später erzwangen die Gastgeberinnen mit einer starken Aktion am Block und einem souverän erspielten Punkt von Elena Kömmling die Vorentscheidung zum 20:13, was der das Spiel im Internet moderierende Manager Frank Geißler mit den Worten kommentierte, dass sein Team in dieser Spielphase jenen Volleyball zeige, „wie wir ihn uns wünschen“. Wunschgemäß setzten seine Schützlinge nach 26 im vierten Satz gespielten Minuten den Schlusspunkt zum 25:19, nachdem die Gäste zwei Spielbälle abgewehrt hatten.
Die Vorwärts Sachsen Volleys zogen mit diesem Sieg an Bad Soden vorbei auf Rang fünf und liegen damit direkt hinter dem Sachsen-Konkurrenten VCO Dresden, den sie am Gründonnerstag um 19.30 Uhr zum nächsten Heimspiel empfangen.
Eine Aufgabe, um deren Schwere Chefcoach Ronny Lederer nur zu gut weiß. „Für unsere Spielerinnen ist ein Spiel im Anschluss an einen Arbeitstag immer eine besondere Herausforderung, wohingegen der VCO aufgrund seines Trainingsrhythmus darauf besser eingestellt ist“, so Lederer. Dem Chefcoach zufolge dürfe sein Team dem nächsten Gegner auf keinen Fall soviel Luft wie dem letzten im ersten und phasenweise auch im zweiten Satz lassen. „Wir waren einigermaßen überrascht von der Aggressivität, mit der die Planeggerinnen entgegen ihren Gewohnheiten in das Spiel gestartet sind“, lässt selbiges der Grimmaer Chefcoach Revue passieren. „Wir haben dann das Läufersystem verändert und einige Umstellungen in der Aufstellung vorgenommen, sind in der Folge taktisch auf ein sehr hohes Niveau gekommen und haben folgerichtig einen verdienten Sieg eingespielt“, so Lederer, der sich zufrieden mit dem ersten Einsatz der Ex-Potsdamerin Deborah Scholz zeigt. „Sie hat sich sehr gut ins Team eingefügt. Dass sie anfangs etwas zögerlich agiert hat, ist nach einer solch langen Verletzungspause völlig normal.“
Apropos Verletzung: Weil Erstligist Dresdner SC (DSC) diesbezüglich derzeit gebeutelt ist, muss die elbestädtische Reserve personell verstärkt in die Bresche springen. Als Konsequenz zog der VCO am vergangenen Wochenende mit 1:3 in Lohhof den Kürzeren, nachdem das neben Grimma zweite sächsische Team in der Südstaffel in dieser zuvor 13 von 14 Partien für sich hatte entscheiden können. „Uns standen gegen Lohhof zwei unserer Leistungsträgerinnen nicht zur Verfügung, und das war nicht kompensierbar“, berichtet der VCO-Mannschaftsverantwortliche Maik Voigt. „Da die Verletzungsmisere bei unserem Erstliga-Team anhält, gehe ich davon aus, dass wir auch in Grimma nicht in Top-Besetzung werden antreten können.“
Er glaube dennoch, dass sein Team am Donnerstag ein ebenbürtiger Gegner sein werde. „Unsere Spielerinnen sind heiß auf diese Partie, und ich gehe davon aus, dass auch Grimma nach der deutlichen Niederlage im Hinspiel darauf aus ist, etwas gut zu machen, was für einen engen Ausgang der Partie spricht“, so Voigt. Bei aller Rivalität verfolge man aufmerksam das Geschehen an der Mulde und habe positiv registriert, dass das Grimmaer Team zuletzt aufsteigende Form gezeigt hat und seine personellen Probleme überwunden zu haben scheint. „Wir freuen uns riesig auf das Spiel sowie darauf, die bei uns ausgebildeten Deborah Scholz, Elena Kömmling und Kristin Schröder in Grimma wiederzusehen“, so Maik Voigt.