Als Leuchttürme des Volleyballs in ihrer und für ihre Region sehen sich die Zweitliga-Teams der Volleyball Bundesliga. Die Nachwuchsarbeit hat dabei für viele Klubs höchsten Stellenwert. Wie richtig sie mit dieser Ausrichtung liegen, zeigt der Blick in den aktuellen Kader der deutschen Nationalmannschaft der Frauen.
Pia Timmer (l.) spielte schon mit 13 Jahren zum ersten Mal in der 2. Liga (Foto: SCU Emlichheim)
15 der 20 Spielerinnen, mit denen Bundestrainer Felix Koslowski derzeit am Olympischen und Paralympischen Trainingszentrum in Kienbaum den neuen Olympiazyklus einläutet, wurden in einer Mannschaft der 2. Volleyball-Bundesliga ausgebildet und haben dort ihren Feinschliff erhalten.
Noch bis zum 5. Juli bestreitet die Frauen-Nationalmannschaft des Deutschen Volleyball-Verbands (DVV) ihren ersten Lehrgang nach der Corona-Zwangspause – langfristiges Ziel: die Olympischen Spiele 2024 in Paris. „Neben den bereits bekannten Kräften werden einige Nachwuchsspielerinnen die Chance bekommen, sich zu präsentieren“, sagt DVV-Sportdirektor Christian Dünnes über die Zusammenstellung des Lehrgangskaders. Heißt: Gemeinsam mit erfahrenen Akteurinnen wie Louisa Lippmann, Anna Pogany und Ivana Vanjak sollen sich weitere Spielerinnen für die Zukunft der „Schmetterlinge“ empfehlen.
„Wir sind froh, dass wir unseren Nationalteams wieder Volleyball auf hohem Niveau anbieten können“, sagt Dünnes mit Blick auf die corona-bedingte sportliche Zwangspause. „Höchstes Niveau“ – das ist nicht nur die Wertschätzung der besten deutschen Volleyballerinnen, sondern auch ein Zeichen der Anerkennung für die Nachwuchsarbeit der Vereine, die diese Spielerinnen auf ein solche Leistungsebene gehoben haben.
„Es ist schön zu sehen, dass neben den Stützpunkt-Teams auch die Vereine der 2. Bundesliga verstärkt auf junge, deutsche Spielerinnen setzen und diese mit fundierter Ausbildung durch erfahrene Trainer an die Bundesliga und damit auch an die Nationalmannschaft heranführen“, freut sich Bundestrainer Koslowski über breiten Unterbau in der Nachwuchsarbeit.
Mit Sarah Straube, Monique Strubbe und Camilla Weitzel stehen drei Spielerinnen in Koslowskis Kader, die mit Fug und Recht als Aushängeschilder der Stützpunktförderung bezeichnet werden können. Das Trio, das seine Ausbildung beim VCO Dresden absolvierte und in dieser Zeit durch ein Doppelspielrecht immer wieder beim Erstliga-Team des Dresdner SC reinschnuppern konnte, hatte großen Anteil am Triumph des DSC im DVV-Pokalfinale 2020 gegen Allianz MTV Stuttgart.
Camilla Weitzel (l.) und Sarah Straube im Trikot des Dresdner SC im DVV-Pokalfinale 2020. (Foto: Sebastian Wells)
Pia Timmer ging einen anderen Weg und wurde von den „Minis“ bis zur 2. Bundesliga vom SCU Emlichheim ausgebildet. Bereits im Alter von 13 Jahren absolvierte sie ihre ersten Spiele in der 2. Bundesliga und entwickelte sich schnell zur Leistungsträgerin - sowohl im Verein als auch in der Jugendnationalmannschaft.
Lina Alsmeier kombinierte verschiedene Ausbildungswege. Ihr Heimatverein Leschede stattete sie mit allem aus, was sie brauchte, um sich beim SCU Emlichheim in der Jugendmannschaft und im Bundesliga-Team zu einer gestandenen Zweitliga-Spielerin zu entwickeln. Danach wechselte Alsmeier zum Bundesstützpunkt Münster, wo sie in der 2. Mannschaft zunächst wiederum in der 2. Volleyball-Bundeliga spielte. Bereits ein Jahr später lief sie mit der 1. Mannschaft des USC Münster in der 1. Liga auf und wurde in kürzester Zeit auch dort zur Leistungsträgerin.
„Die Zusammensetzung des aktuellen Kaders zeigt, dass jeder dieser Ausbildungswege seine Berechtigung hat und für die Entwicklung junger Spielerinnen wichtig ist“, sagt Heino Konjer, Sprecher der 2. Bundesliga Frauen.
Auch Libera Linda Bock wurde beim USC Münster zur Nationalspielerin und stand mit 19 Jahren bereits im EM-Kader, doch den Grundstein für ihre Karriere legte Bock knapp 70 Kilometer westlich von Münster im Zweitliga-Team der Skurios Volleys Borken. „Für uns ist es eine große Auszeichnung, Linda im Trikot der Nationalmannschaft spielen zu sehen“, sagt Skurios-Manager Ulrich Seyer.
Letzte Saison gemeinsam beim USC Münster und zusammen in der Nationalmannschaft: Linda Bock und Lina Alsmeier. (Foto: USC Münster)
Bock, die schon im Alter von 14 Jahren zum Borkener Zweitliga-Kader gehörte, und ihr Werdegang sind gelebte Zweitliga-DNA. „Ihre Erfolge bestätigen uns in unserer Arbeit und dem Bestreben, junge Spielerinnen zu fördern und bestmöglich auszubilden“, sagt Seyer.
Die Teams der 2. Bundesliga haben sich die Nachwuchsarbeit selbst auf die Fahnen geschrieben: „Wir fördern die Jugend, vermitteln Werte und bilden auf hohem Niveau die nächste Generation von Spieler*innen aus“, heißt es im DNA-Papier, das die Werte und Ziele der Zweitligisten herausstellt. Den Nachwuchsspieler*innen soll die Grundlage für eine optimale Entwicklung geboten werden.
„Wir sind stolz auf jedes Talent, dem der Sprung in die 1. Bundesliga gelingt“, steht nur wenige Zeilen darunter, und Zweitliga-Sprecher Konjer ergänzt: „Es ist schön zu sehen, dass dieses DNA-Papier nicht nur ein frommer Wunsch ist, sondern in den unterschiedlichen Formen schon jahrelange, erfolgreiche Praxis.“