Durch die schweren Zeiten

TV/DJK Hammelburg
Seit Jahren für die Sponsorenakquise bei den Volleys zuständig: Vorstandsmitglied Frank Jansen
Foto: Jürgen Schmitt

Die Corona-Krise hat den Sport hart getroffen. Während der milliardenschwere Fußballprofisport um die Aufnahme von Geisterspielen und die Fortführung der Saison buhlt, ruhen im Volleyballsport seit dem 12. März alle Bälle. Wann eine neue Saison beginnen kann und unter welchen Rahmenbedingungen ist bis dato noch völlig unklar. Auch wenn die Volleyball-Bundesliga bereits umfangreiche Maßnahmenpakete geschnürt hat, um sich gegen die für den Volleyball existenzbedrohende Krise zu stemmen, haben traditionsreiche Erstligavereine wie Rottenburg und Unterhaching bereits das Handtuch werfen müssen. Bei den Hammelburg Volleys zeichnet sich Vorstandsmitglied Frank Jansen seit dem Aufstieg der Saalestädter in Deutschlands zweithöchste Liga für die Sponsorenakquise verantwortlich und erzählt im Interview von schwierigen Gesprächen, der aktuellen Situation bei den Volleys und warum er trotzdem optimistisch auf die kommende Spielzeit blickt.

Die Sporthallen sind geschlossen und Abteilungssitzungen nicht möglich. Wie geht's den Spielern und wie bereitet Ihr Euch trotz aller Umstände auf die kommende Bundesliga-Saison vor?

Frank Jansen: Die Jungs sind bester Laune, halten sich im Home Office fit und können es natürlich kaum erwarten, endlich wieder in die Halle zu dürfen. In der Abteilungsführung nutzen wir Skype-Konferenzen, um die kommende Saison zu planen. Die Spieler halten wir über unsere WhatsApp-Gruppe auf dem Laufenden. Sobald das Kontaktverbot gelockert wird, werden wir ein Treffen mit dem Team einberufen.

Ihr seid in den sozialen Medien mit der Spenden-Kampagne #WirFürHAB präsent. Dabei können Zuschauer Tickets für ein virtuelles Spiel gegen Leipzig ersteigern. Warum diese Aktion?

In der jetzigen Situation können kleine Beträge Großes bewirken. Wir wollen damit auf die aktuelle Situation hinweisen und an die besten Fans der 2. Liga appellieren, dass jeder einen kleinen Beitrag leisten kann, die großen finanziellen Herausforderungen der kommenden Spielzeit zu meistern.

Ist die finanzielle Situation denn derart angespannt?

Ein ganz klares Ja! Die Gespräche mit unseren Partnern spiegeln mir die aktuelle Situation wider. Teilweise müssen unsere Sponsoren ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, haben von heute auf morgen bis zu 90 Prozent Umsatzrückgang zu verkraften. Vor diesem Hintergrund kann ich jeden Partner verstehen, der unser Bundesligateam nicht weiter unterstützen kann. Durch den frühzeitigen Saisonabbruch sind uns Einnahmen aus vier Heimspielen entgangen. Zudem müssen wir damit rechnen, dass wir zum Beginn der neuen Saison viel weniger Zuschauer in die Halle lassen dürfen. Hier greift die einfache Formel: weniger Zuschauer gleich weniger Einnahmen. Gerade in Hammelburg sind die Zuschauereinnahmen ein nicht unerheblicher Faktor. Ich gehe davon aus, dass uns die Sponsoreneinnahmen in dieser Saison um gut 20 Prozent einbrechen werden. 

Wie reagiert die Volleyball-Bundesliga auf diese Situation?

Die Liga hat ein umfangreiches Maßnahmenpaket verabschiedet, bei dem es darum geht, ein Vereinssterben wie in der 1. Liga mit dem Rückzug von drei Teams zu verhindern. Der Termin für das Einreichen der Lizenzierungsunterlagen wurde nach hinten geschoben, um den Vereinen mehr Zeit zu gewähren, ihre Finanzierung auf ein belastbares Fundament zu stellen. Die Liga selbst verringert Personalkosten, der Strafenkatalog wurde überarbeitet und Ausländergebühren reduziert.

Und trotzdem ist nicht ausreichend Geld vorhanden?

Die Maßnahmen gehen in eine richtige Richtung, helfen den Vereinen aber nicht substanziell. Der Bundesliga-Spielbetrieb kostet viel Geld. Es geht um Gebühren an den Verband, Aufwendungen für Schiedsrichter, die Unterkunft bei Auswärtsspielen, Material und Ausstattung, Kosten für die Hallennutzung, Fahrtkostenaufwendungen, Transfergebühren bei Neuverpflichtungen an den abgebenden Verein oder Ausbildungskostenentschädigungen, wenn Spieler von Volleyballinternaten kommen. All das summiert sich auf einen hohen fünfstelligen Betrag. Auch intern werden wir unsere Kosten erheblich reduzieren, was bei einem ehrenamtlich geführten Bundesligaverein nicht einfach ist. 

Somit ist Sponsoring quasi die Existenzgrundlage für das Hammelburger Bundesliga-Projekt?

Absolut. Gut 80 Prozent der Kosten für den Spielbetrieb und der gesamten Abteilung generieren wir durch Sponsoringeinnahmen. Sponsoren sind für uns nicht nur Geldgeber, sondern Partner des Hammelburger Volleyballs. Als einer der größten Volleyballvereine in Nordbayern haben wir auch eine soziale Verantwortung. Wir bilden weit über 100 Kinder und Jugendliche zu Sportlern und starken Persönlichkeiten aus. Das heißt, dass jeder Partner der Volleys gleichzeitig auch ein Förderer unserer Kinder ist.

Wie viele Sponsoren habt Ihr und welches Konzept verfolgt Ihr?

Wir haben über 40 lokale und regionale Partner. Dadurch machen wir uns nicht von einem großen Sponsor abhängig, auch wenn dies einen erheblichen Mehraufwand bedeutet. Unsere Sponsoren gliedern sich in Haupt-, Premium-, Top- und Teamsponsoren. Einen Namenssponsor konnte ich leider in den vergangenen Jahren noch nicht finden, gebe aber nicht auf, für die schönste und fairste Ballsportart der Welt einen solchen zu finden.

Was bietet Ihr Euren Partnern?

All unseren Sponsoren wird natürlich eine besondere Betreuung während unserer Heimspiele zuteil. Unsere Partner können sich in der 10-Minuten-Pause oder im Foyer unserer Halle präsentieren, können auf offene Ausbildungsstellen hinweisen. Wir bieten ein Netzwerk aus vielen regionalen Firmen und stellen durch die große Reichweite unserer sozialen Medien auch eine der größten regionalen Werbeflächen.

Was sind derzeit die größten Herausforderungen im Umgang mit den Sponsoren?

Natürlich fehlt der persönliche Kontakt. Trotzdem schätze ich die weiterhin vertrauensvolle Zusammenarbeit und Offenheit und bin dankbar, dass trotz Zurückhaltung noch kein Partner abgesagt hat, auch wenn viele aufgrund der teilweise massiven Umsatzeinbußen noch zögern. Da viele unserer Sponsoren uns schon seit mehreren Jahren begleiten, trifft mich die jetzige Situation auch persönlich. 

Wie sieht der Tag eines Sponsoringbeauftragten aus?

Sponsoring ist eigentlich ein Fulltime-Job und hat mit Ehrenamt manchmal wenig gemein. Dennoch macht mir die Aufgabe großen Spaß. Durch meinen Beruf im Vertrieb der AOK Bayern habe ich gelernt, wie man organisiert, Termine mit Kunden vereinbart und Netzwerke bildet. Genauso läuft es beim Sponsoring. Da ich sehr viel Zeit in meine ehrenamtliche Tätigkeit investiere, bin ich froh, dass meine Familie ebenfalls volleyballverrückt ist und hinter meiner Vereinstätigkeit steht. Ohne diesen Rückhalt könnte ich die Aufgabe so auch nicht ausführen.

Wagen wir noch einmal einen Ausblick auf die kommende Saison: Gibt's was Neues?

Für uns im Arbeitskreis Bundesliga liegt der Fokus natürlich auf einer Fortführung unseres Leuchtturmprojektes 2. Bundesliga. Klar ist aber auch, dass dies nur dann möglich ist, wenn eine seriöse und verantwortungsvolle Finanzierung eines solchen Großprojektes gewährleistet ist. Meine bisherigen Gespräche lassen vorsichtigen Optimismus zu, die kommenden Wochen werden allerdings entscheidend sein. 

veröffentlicht am Sonntag, 3. Mai 2020 um 17:18; erstellt von Oliver Wendt, TV/DJK Hammelburg
letzte Änderung: 03.05.20 17:18