Es ist verrückt. Erst wollten sie ihn überhaupt nicht. Dann unbedingt. Und schließlich benötigten die Hammelburg Volleys den Tiebreak, um die widerspenstige Zweite der AlpenVolleys Haching zu bezwingen. Zwischenzeitlich hatte es nicht danach ausgesehen.
"Was ist denn hier los" - Hallensprecher Olly Wendts Spruch für besonders gelungene Aktionen hallte schon nach vier Spielminuten durch die Saaletalhalle. Da stand es 5:2 für die Volleys. Was vor allem an den hammerharten Aufschlägen von Moritz Rauber und Oscar Benner lag. Ein ums andere Mal prallten Abwehrversuche der Gäste ans Hammelburger Hallendach. Dazu spielten die restlichen Volleys konzentriert, stellten konsequent ihre Blöcke, setzten vor allem Benner klug in Szene.
Die Hachinger wirkten verunsichert, waren irgendwie noch nicht angekommen im Hexenkessel. Obwohl sie ihre Fans vom "Hammerblock" mitgebracht hatten. Trainer Jürgen Pfletschinger nahm früh eine Auszeit; es brachte nichts. Hammelburg zog auf 14:6 davon - und leistete sich Unkonzentriertheiten in Aufschlag und Verteidigung. Dennoch: Nach nur 22 Minuten hatten die Volleys beim Stand von 24:15 Satzball. Den passenderweise Oscar Benner als einer der Besten verwandelte. Manch Hammelburger Anhänger träumte da wohl vom Durchmarsch, hatte der Gegner doch bisher in der Saison noch keinen Satz gewonnen. Auch wenn die Hachinger erst ein Spiel, und das gegen Meister Grafing, absolviert hatten.
Es kam anders. Zwar legten die Volleys mit 4:0 erneut gut los. Doch die AlpenVolleys stellten sich besser auf die Gastgeber ein, blockten sie viel häufiger als im Auftaktsatz. Auch schien Bruder Leichtsinn ins Hammelburger Spiel Einzug zu halten. Die Konsequenz: Aus einem Vier-Punkte-Vorsprung wurde ein Rückstand von fünf Zählern (7:12). Jetzt wirkten die Volleys verunsichert. Oder besser: genervt
Nach einer Auszeit durch Trainer Karl Kaden kämpften sich die Saalestädter wieder heran. Luca Dierks machte eher gefühlvoll das viel umjubelte 15:15. Doch wenig später schnaubte Kaden. Schon wieder zwei Punkte zurück. Sollte die Aufholjagd vergebens gewesen sein? In der Folge hielten die Volleys den Anschluss - mehr aber nicht. Erst mit dem 20:20 zogen sie wieder gleich. Kaden jubelte. Und dann begann der Krimi: Bis zum 23:23 punkteten die Teams im Gleichklang. Haching ging in Führung: Satzball. Und den veredelten die Gäste auch noch per Schmetterball. Das (aus Hammelburger Sicht) für unmöglich Gehaltene war eingetreten.
Der dritte Satz verlief ähnlich dem zweiten. Wieder legten die Volleys los. Wieder ließen sie sich die Butter vom Brot nehmen. Erneut kämpfte sich Kadens Team zurück. Wieder stand es 23:24. Und schließlich ging auch dieser Satz verloren. Ein Schmetterball prallte vom Hachinger Block zurück in die Hälfte des Heimteams.
Ein Duo punktet verlässlich
Was tun, Hammelburg? Ein Punkt war schon weg und es drohte der Verlust des Spiels. Doch die Volleys rafften sich auf. Moritz Rauber legte wieder eine Aufschlagserie hin, bis beim 6:0 ein Ball knapp im Netz hängenblieb. Dann holten die Gäste fast wie erwartet auf. Doch diesmal hielten die Hammelburger sie auf Abstand. Auch wenn der zwischenzeitlich nur drei Punkte betrug (18:15). Benner und Rauber punkteten erneut verlässlich, den Satzsieg sicherte schließlich der eingewechselte Felix Bendikowski, der immer besser in die Partie fand. Die zwischenzeitlich geschockte Kulisse war auch wieder da. Den Tiebreak gestalteten die Volleys souverän. Haching schien nichts mehr zusetzen zu können. Auch das Glück kehrte auf die Hammelburger Seite zurück, zum Beispiel bei einer eher lauen Angabe von Nils Rehmeier, die den Gegner überraschte. Ein Hachinger Schmetterball ins Aus beendete die spannende Partie.
Volleys-Trainer Karl Kaden ärgerte sich eher über den verlorenen, als über die zwei gewonnenen Punkte. Sein Team habe es nicht geschafft, das sehr gute Spiel des ersten Satzes in den zweiten hinüberzubringen. Diesen und den dritten Satz hätte man "früh zumachen können". Kaden sprach von "jugendlichem Leichtsinn, wo wir lernen müssen, von Anfang bis Ende disziplinierter weiterzuspielen". Im vierten Satz sei die Disziplin zurückgekehrt, die taktischen Vorgaben besser erfüllt worden. Kaden hatte "nie das Gefühl, das Spiel herzuschenken". Ähnlich sah es Oscar Benner. "Wir hätten 3:0 gewinnen können und müssen." Die Volleys seien ein junges, neu zusammengestelltes Team. Da sei es klar, dass nicht alles gelinge und es Schwächephasen gebe. Das Publikum habe sehr geholfen, ins Spiel zurückzufinden. Hachings Coach Pfletschinger war zufrieden mit dem einen Punkt für sein Team. Er sah auch das Match-Glück auf Hammelburger Seite, zum Beispiel im Tiebreak, als Luca Dierks einen glücklichen Punkt machte. "Hammelburg steht exzellent in der Abwehr, ist ein Bollwerk."