Tag der Abschiede

TGM Mainz-Gonsenheim vs. SV Schwaig, 21.04.18, 2. BLSM
Time to say Goodybe: Achim Ziegele (links) und Aline Reinhardt (rechts) verlassen den Zweitligisten
Foto: Jan Papenfuss

Den sportlichen Aspekt des Abends werden Spieler und Trainer von Volleyball-Zweitligist TGM Mainz-Gonsenheim nicht allzu lange Zeit im Gedächtnis behalten. Durch das 0:3 (22:25, 22:25, 22:25) gegen den SV Schwaig, dem dritten 0:3 in Folge, rutscht die Mannschaft in der Tabelle noch auf Rang sieben ab. In Erinnerung bleiben dürfte der Tag aus einem anderen Grund: Denn nach dem letzten Abpfiff wurden gleich zwei Trainer und drei wichtige Spieler verabschiedet. Blickt man irgendwann einmal zurück, dann könnte dieser 21. April 2018 bei dem langjährigen Zweitligisten einen großen Umbruch eingeläutet haben.

Doch der Reihe nach: Gegen den Tabellendritten gelang der TGM nicht der erhoffte versöhnliche Abschluss. Für einen Sieg fehlte es an Leidenschaft und „Geilheit in der Abwehr“, wie es Trainer Achim Ziegele formulierte. Gerade am Ende der Sätze trafen die Spieler oft falsche Entscheidungen. „Es war gar kein schlechter Auftritt. Aber ist schwer, wenn es um wenig geht.“ Enttäuscht war er nicht: „Als es darauf ankam, hat die Mannschaft geliefert. Das ist eine große Qualität.“

Manenschijn, Kratschmer und Delinsky verabschiedet

All das war nach der Partie zweitrangig. Ziegele wendete sich an Mannschaft und Zuschauer und dankte seiner Vorgängerin Aline Reinhardt, die wenige Tage vor dem geplanten Geburtstermin ihres Babys noch einmal in der Halle war. Dann verabschiedete er Frank Manenschijn, Benedikt Kratschmer und Johannes Delinsky Alle drei langjährigen TGM-Stützen werden den Verein verlassen.

Sportliche Gründe gaben bei keinem den Ausschlag: Bei Mittelblocker Kratschmer, zusammen mit Manuel Lohmann als Einziger schon 2012 dabei, spielt der Körper nicht mehr mit: „Ich musste mich oft mit Schmerzen ins Training quälen und konnte nicht mehr die Leistung bringen, mit der ich zufrieden wäre“, sagt Kratschmer, der schon oft mit einem Abschied geliebäugelt hatte. Nun soll es dabei bleiben. „Mal schauen, wie ich die Zeit ohne Volleyball verkrafte, aber für die Zweite Liga bin ich definitiv raus.“

Viele Positionen offen

Das gilt wohl auch für Libero und Universaltalent Johannes Delinsky, Jugendnationalspieler und jahrelang Ruhepol im Team. Seine Rückkehr in die Heimat Westerwald ist so gut wie fix: „Es wird schwierig, nochmal so eine Mannschaft zu finden“, ahnt Delinsky. Er erwartet eine schwierige neue Saison: „Es ist kein Komplett-Umbruch, aber einige Positionen müssen neu besetzt werden.“

Auch die des zweiten Diagonalangreifers: Frank Manenschijn, seit der Drittliga-Saison 2014/15 dabei, schafft den Aufwand mit Vollzeitjob, Kind und Volleyball nicht mehr. „In der Elternzeit war das anders, jetzt ist es zu anstrengend“, sagte der „fliegende Holländer“, den Ziegele als „Mentalitätsmonster“ ehrte. Auch gegen Schwaig wehrte sich der 29-Jährige am meisten. „Die vier Jahre haben viel Spaß gemacht“, sagte er. „Irgendwann will ich zurück.“

Familie wichtiger als Volleyball

Sein Trainer hieße dann vermutlich weder Achim Ziegele noch Aline Reinhardt. Beide Übungsleiter wurden von Kapitän Torben Tidick-Wagner verabschiedet: Reinhardt nach „drei erfolgreichen Jahren“, Ziegele nach der „bestmöglichen Unterstützung“ als ihr Vertreter.

Besonders Reinhardt fällt der Abschied schwer: „Es ist nicht leicht, das Heft abzugeben, weil mir die Jungs ans Herz gewachsen sind.“ Ganz vorbei ist das Kapitel TGM wohl nicht: Nach der Geburt will die Ex-Bretzenheimerin schnell wieder mit Volleyball anfangen. Die aufstrebenden TGM-Damen könnten die erste Adresse sein. Der Trainerjob kommt nicht mehr in Frage: „Die weiten Auswärtsspiele sind mit Kleinkind nicht zu stemmen. Der Trainer sollte immer da sein. Die Mannschaft hat etwas Konstantes verdient.“

Ihr Nachfolger steht aus einem ähnlichen Grund nicht weiter zur Verfügung. „Es war eine nüchterne Entscheidung für die Familie. Ich habe eine volle Stelle und zwei Kinder. Deshalb wären die vielen Fahrten nicht alleine machbar gewesen.“ Ob er den Damen erhalten bleibt, hängt auch davon ab, in welcher Liga sie nächste Saison spielen.

Spannnende Zeit bis zum Widerauftakt

Die Trainersuche ist angelaufen. „Es gibt genug Trainer, die sofort zusagen würden“, verriet Ziegele. „Wichtig ist, dass die Spieler es wollen.“ Bei der Suche nach Verstärkungen ist auch der Verein gefragt. „Wenn wir jemanden wollen, der uns in der Zweiten Liga verstärkt, muss klar sein, inwiefern wir ihn bei den Reisekosten unterstützen“, sagt Ziegele. Spannende Monate bis zum Beginn der neuen Spielzeit sind also garantiert.

Für die TGM Mainz-Gonsenheim spielten: Brand, Delinsky, Freiwald, Gumenjuk, Kratschmer, Krippes, Lohmann, Manenschijn, Mingers, Reinhardt, Schmitt, Tidick-Wagner.

Siehe auch: http://www.allgemeine-zeitung.de/sport/lokalsport/volleyball/index.htm

veröffentlicht am Sonntag, 22. April 2018 um 13:44; erstellt von Stephan Thalmann, Turngemeinde 1861 e.V. Mainz-Gonsenheim
letzte Änderung: 22.04.18 13:44