Erst Traumzauberbaum, dann Schlafwagen

GSVE Delitzsch vs. BADEN VOLLEYS SSC Karlsruhe, 12.10.19, 2. BLSM
Bautz! Philipp Maaß und der GSVE setzen sich gegen Karlsruhe in die Nesseln.
Foto: Alexander Prautzsch

Alle Tagträumer dürften spätestens am Sonnabend erwacht sein. Nach zwei Auftaktsiegen in der 2. Volleyball-Bundesliga hat der GSVE Delitzsch die zweite Niederlage am Stück kassiert, zum zweiten Mal zu Hause, diesmal sogar ohne Trostpunkt. Nach vier Sätzen (25:22, 23:25, 13:25, 23:25) und gut zwei Stunden war gegen die Baden Volleys Karlsruhe Schluss. Optimistisch ausgeschlafen ließe sich freilich auch sagen: Der Aufsteiger kann mit den Spitzenteams der Liga mithalten, belohnt sich aber nicht.

Kapitän Felipe Pardini-Glaser gehört zu den unverbesserlichen Positivdenkern. „Wir stellen uns gegen gut aufgestellte Mannschaften ganz ordentlich an. Die Richtung stimmt. Wir dürfen jetzt nur nicht locker lassen und uns an den letzten Ergebnissen orientieren“, befand der Kapitän. Über die zehnminütige Pause zwischen Durchgang zwei und drei sollten sie allerdings auf jeden Fall noch einmal nachdenken. Die Unterbrechung bricht offenbar wortwörtlich den Spielfluss am Lober.

Vor Wochenfrist gaben die Jungs von Trainer Frank Pietzonka gegen Unterhaching II eine 2:0-Führung aus den Pranken. Diesmal stand es zur gleichen Zeit zwar 1:1, doch der dritte Abschnitt geriet über die Stationen 1:6, 3:10 und 9:20 zu einer fürchterlichen Demontage, asphaltierte womöglich die Karlsruher Schotterpiste zur Autobahn. Allen Schlafwandlern sei an dieser Stelle Orientierung verschafft: Für die Gäste war es der dritte Sieg im dritten Spiel.

Anfangs jedoch wirkte Delitzsch wacher. Druckvolles Spiel, speziell in Sachen Aufschlag und hier ganz speziell von Rückkehrer Thomas Ahne, ließ die Badener taumeln. Nach 27 Minuten endete ein aus GSVE-Sicht aufgeweckter erster Satz. Karlsruhe jedoch zog die rechten Lehren aus der Vorführung und schmückte fortan seinerseits den Traumzauberbaum. „Sie haben sich dann auf uns eingestellt, vor allem in Block und in Annahme. Der Zuspieler konnte praktisch alles spielen, was er wollte“, sah Pardini-Glaser neidischen Blickes zu seinem Konterpart herüber. Spätestens nach dem 7:7 schwangen die Gäste die Keule. Delitzsch rief die hauseigenen Tugenden Leidenschaft, Biss und Einsatz ab – doch das allein reicht gegen Mannschaften dieser Kategorie nicht.

Anschließend legte sich das Team scheinbar geschlossen in den Schlafwagen. Erst Mitte des vierten Satzes beim Stand von 13:16 stiegen die Delitzscher wieder aus den Federn, robbten sich noch einmal heran, ehe die gewieften Karlsruher genug gesehen hatten und den Hausherren um exakt 21.06 Uhr die Lichter ausschossen. „Wir haben die ganze Zeit gekämpft, auch wenn wir zurückgelegen haben“, gab Pardini-Glaser noch einmal den zusammenfassenden Berufsoptimisten – und verschwieg den verschlafenen dritten Satz. Recht so.

Spätestens jedoch in zwei Wochen sollten die Delitzscher den Dornröschen-Schalter wieder umlegen. Am 26. Oktober beginnt eine vier Spiele währende Auswärtsserie beim Tabellendritten Hammelburg. Dann dürfen die Recken zeigen, dass sie auch Spitzenteams ins Land der Träume schicken können.

 

LVZ, Lokalsport 14.10.2019

veröffentlicht am Montag, 14. Oktober 2019 um 14:10; erstellt von Alexander Bley, GSV Ehrenberg Delitzsch e.V.
letzte Änderung: 14.10.19 14:10