Foto: Jan Papenfuss
Auf dem Feld stand Frank Manenschijn keine einzige Sekunde. Und doch war der niederländische Diagonalangreifer eine Hauptfigur 3:1 (23:25, 25:15, 25:17, 25:20)-Heimsieg von Volleyball-Zweitligist TGM Mainz-Gonsenheim gegen den TV/DJK Hammelburg. Manenschijn war der tragische Held der Gonsenheimer, die ihren fünften Sieg in Folge einfuhren, auf den tags darauf beim 3:0 (25:13, 25:17, 25:20) gegen die VolleyYoungStars Friedrichshafen der sechste folgte.
Unter den 132 Zuschauern gegen Hammelburg waren auch Manenschijns Brüder und Eltern, die einmal im Jahr vorbeikommen, um ihm die Daumen zu drücken. Klar, dass der Diagonalangreifer besonders motiviert war. Beim Stand von 19:22 in Satz eins schien seine Chance gekommen: Jörn Freiwald hatte bis dato nicht überzeugt. Trainer Achim Ziegele wollte mit der Hereinnahme des Niederländers einen Impuls setzen.
Manenschijn nicht im Online-System
Doch plötzlich gab es Unruhe am Schreibertisch. Im Online-System der Volleyball-Bundesliga (VBL) fehlte Manenschijns Nummer 1. Um das abstiegsbedrohte Regionalliga-Team zu unterstützen, war der Angreifer mit Frieder Reinhardt heruntergemeldet worden. Während Reinhardt in der Mannschaftsliste verblieb, war Manenschijn verschwunden. Die Gonsenheimer hatten ihn nicht mehr manuell nachgetragen. Ziegele ärgerte sich über die VBL: „Es waren Absprachen getroffen. Fünf Minuten vor dem Spiel kam das Okay aus Berlin.“
Als nach minutenlangen Diskussionen klar war, dass Manenschijn nicht aufs Feld durfte, erhielt die TGM „Gelb“ wegen Zeitspiels. Und der Niederländer? Der wanderte in seinem türkisblauen Trikot auf die Tribüne, um von dort seine Kollegen lautstark zu unterstützen – mit einem kühlen Bier in der Hand. „Ich will immer spielen, bin immer heiß, wenn ich meine Chance bekomme. Erst recht, wenn meine Familie zuschaut“, sagte er. „Keiner wusste, dass ich auf der Liste fehle. Die Enttäuschung war groß.“ So erwies sich Manenschijn als echter Teamplayer: „Es ging ja noch um was und es macht auch Spaß, von oben Krach zu machen. Ich bin froh, wenn die anderen durch die Aktion vielleicht wachgerüttelt wurden.“
Freiwald dreht auf
Das galt besonders für einen, war es doch seine „Fast-Auswechslung“: Den ersten Satz verlor die TGM trotz einer Aufholjagd noch knapp, doch dann schlug die Stunde des Jörn Freiwald: Ab dem zweiten Satz machte der mit dem Block, was er wollte und trümmerte die Bälle reihenweise auf den Boden. „Für Frank war die Panne sehr unglücklich, für mich glücklich, weil ich weiterspielen durfte“, sagte Freiwald. „Es war klar, dass es gegen die Abwehr nicht locker geht, deshalb habe ich volles Risiko draufgehalten. Zum Glück habe ich die meisten getroffen“, schmunzelte er. Sein Trainer hatte das gefordert: „Ich habe gesagt, er soll lieber gegen die Wand schlagen als mit einem Drive ins Aus“, erzählte Ziegele.
Dass die Gonsenheimer nach dem Satzrückstand so aufdrehten, lag aber nicht allein an Freiwald. Auch wenn der Hammelburger Pressesprecher nicht der Einzige in der Halle war, für den der Diagonal-Riese „wertvollster Spieler“ der TGM war, stand die Auszeichnung von Johannes Delinsky, seines Zeichens Libero, als „MVP“ für die starke Block-Feldabwehr. „Wir waren sehr diszipliniert und haben es dem Angriff schwer gemacht“, lobte Ziegele. Natürlich war es dann Freiwald höchstpersönlich, der den zweiten Matchball verwandelte.
Souverän gegen Friedrichshafen
Tags darauf gab sich die TGM bei Schlusslicht VolleyYoungStars Friedrichshafen keine Blöße. Um die fest eingeplanten drei Punkte nicht zu gefährden, hatte Ziegele die gleiche Start-Sechs aufs Feld geschickt wie am Vorabend. Wechsel gab es im Laufe der Partie nur vereinzelt. „Jetzt, wo wir nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben werden, kann man riskanter wechseln“, kündigte Ziegele an. Mit dem Auftritt des Teams war er zufrieden: „Wir haben das drei Sätze lang souverän gemacht. Hätten wir zwei abgegeben, wären wir zum Gespött der Liga geworden.“ Die größtenteils 16 Jahre alten Gäste aus dem Landeskader Baden Würtembergs wehrten sich nach Kräften und führten in Satz drei 14:8. Viel mehr war nicht zu holen, auch weil Tobias Brand in der Annahme eine Bank war. „Er hat uns viel Stabilität gebracht“, lobte Ziegele den „MVP“.
Mit nun 39 Punkten haben sich die Gonsenheimer im vorderen Drittel festgesetzt. Auch dank Edelfan Frank Manenschijn.
Für die TGM Mainz-Gonsenheim spielten: Brand, Claassen, Delinsky, Freiwald, Gumenjuk, Hinkelmann, Kratschmer, Krippes, Lohmann, Reinhardt, Schmitt, Tidick-Wagner.
Siehe auch: http://www.allgemeine-zeitung.de/sport/lokalsport/volleyball/index.htm