Auflösung - Pfiff der Woche: Zuspiel Libero in Vorderzone

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Fall: Ein Libero spielt den Ball in der eigenen Vorderzone im oberen Fingerzuspiel unterhalb der Netzoberkante. Der Ball gelangt zu einem Punkt direkt oberhalb der Netzoberkante, wo er vom Angreifer aus dem Team des Liberos und fast gleichzeitig vom gegnerischen Blockspieler berührt wird.

>> Was gilt es bei der Entscheidung des Schiedsgerichts zu berücksichtigen?


(Foto: Martin Miseré) 

Lösung: 

Ein Libero darf ein oberes Fingerzuspiel in der eigenen Vorderzone durchführen. Ein Libero darf diesen Ball darüber hinaus auch in Richtung der gegnerischen Mannschaft spielen. Es ist jedoch ein Fehler dieses Teams, wenn der Angreifer den vom Libero kommenden Ball in Richtung gegnerisches Team angreift, wenn sich der Ball beim Schlagen vollständig oberhalb der Netzoberkante befindet. Der Angriffsschlag gilt als ausgeführt, wenn der Ball die senkrechte Netzebene vollständig durchquert hat oder vom gegnerischen Block berührt wurde.

In dieser Situation gibt es nunmehr mehrere Möglichkeiten, die es zu unterscheiden gilt. Grundannahme dabei sollte zunächst sein, dass der Angreifer den Ball angreifen und nicht zuspielen möchte.

  • Der Angreifer berührt den Ball zuerst: Anschließend berührt der Ball die Hand des gegnerischen Spielers. Somit führt der Angreifer einen vollendeten Angriffsschlag unter den o.g. Bedingungen aus (oder berührt den Ball zum vierten Mal, sofern die Ballberührung des Liberos die dritte Berührung war). Das gegnerische Team (das Team des Blockspielers) gewinnt den Spielzug und schlägt als nächstes auf.
  • Der Angreifer und der gegnerische Blockspieler berühren den Ball gleichzeitig: Da die Berührung direkt oberhalb der Netzoberkante erfolgt, also in einem Bereich, in dem beide Spieler das Recht haben, den Ball zu spielen, ist die gleichzeitige Ballberührung legal. Allerdings hat der Angreifer damit implizit seinen Angriffsschlag vollendet (oder den Ball zum vierten Mal berührt, sofern die Ballberührung des Liberos die dritte Berührung war), was bedeutet, dass er einen Fehler begangen hat. Das gegnerische Team (das Team des Blockspielers) gewinnt den Spielzug und schlägt als nächstes auf.
  • Der Blockspieler berührt den Ball zuerst: Da der Blockspieler einen legalen Angriffsschlag des Liberos blockiert, begeht er keinen Fehler. Die Aktion des Angreifers aus dem Team des Liberos muss als Block betrachtet werden. Der Spielzug wird fortgesetzt. 

Zieht man nunmehr noch in Betracht, dass der Angreifer den Ball gar nicht angreifen, sondern zuspielen möchte, da es sich bei der Berührung des Liberos um die erste oder zweite Berührung handelt, muss zusätzlich betrachtet werden wie sich der Blockspieler verhält. Berührt er den Ball vor dem Angreifer oder behindert er den Angreifer beim Zuspiel, indem er etwa den Zuspieler selbst berührt, ist es ein Fehler des Blockspielers etc.

Regel: 19.3.1.4

veröffentlicht am Freitag, 12. Januar 2018 um 11:12; erstellt von Hofmann, André
letzte Änderung: 12.01.18 11:12