Videobeweis: Innovation und Kostentreiber

Dresdner SC
Die Video Challenge bringt nicht nur Gutes für den DSC
Foto: Lutz Hentschel

Vor sechs Jahren starteten die DSC Volleyball Damen mit einer Wildcard in das Abenteuer Volleyball Champions League. Mit viel Mut, Fleiß und Hartnäckigkeit haben Cheftrainer Alexander Waibl und das Management um Geschäftsführerin Sandra Zimmermann allen Herausforderungen getrotzt. Inzwischen ist die Teilnahme in Europas Volleyball Königsklasse ein wichtiger Baustein in der Entwicklung des amtierenden Deutschen Meisters und Pokalsiegers. Gründe dafür gibt es viele: In der Gunst um Spielerinnen ist die Champions League-Teilnahme zu einem sportlichen Alleinstellungsmerkmal in der Frauen Volleyball Bundesliga geworden, mit dem weiter wachsenden Interesse der DSC-Fans liegt der Verein an Position zwei im europäischen Zuschauervergleich und die Medienberichterstattung sowie Reichweite des DSC ist ein elementares Argument bei der Sponsoren-Akquisition. Doch auf diesem Erfolgsweg waren die Verantwortlichen des DSC jede Saison auf ein Neues vor große Herausforderungen gestellt, um die organisatorischen und finanziellen Richtlinien des europäischen Volleyball Verbandes zu realisieren. Dabei ist die CEV mittlerweile bekannt für kostspielige Neuerungen.

In der neuen Saison schreibt die CEV ein Video Challenge System bei allen Champions League-Spielen ab der Gruppenphase vor und führt damit den Videobeweis ein. Die Verpflichtung gilt für alle Champions League-Teilnehmer ohne Alternative. Die Kosten für die Anschaffung des Systems sind abhängig vom jeweiligen Anbieter und belaufen sich auf bis zu 150.000 Euro. Zusätzlich zu den Anschaffungskosten entstehen weitere Personalkosten, da das System nur von speziell geschulten und vom Hersteller lizenzierten Mitarbeitern bedient werden darf. Eine mögliche Alternative in Form eines Mietmodells je Spieltag steht dem Dresdner SC jedoch nicht ohne Weiteres zur Wahl. Ein Verstoß und die Nicht-Realisierung kommen jedoch nicht infrage. Im Falle eines Verstoßes winken saftige Strafen, die bis zu 10.000 Euro je Spiel betragen.

Obwohl die CEV die Regeländerung für die technische Innovation durchweg positiv begründet, stellt es die meisten Champions League-Teilnehmer vor eine schier unlösbare Aufgabe. Diese beginnt schon bei der Auswahl von Anbietern und verursacht weitere Probleme bei den Verhandlungsgesprächen und Finanzierungsmodellen. Denn die CEV definiert nicht nur das Regelwerk zur Umsetzung und Bedienung, sondern reglementiert auch die Auswahl der Anbieter. Lediglich drei Hersteller aus Italien, Polen und Großbritannien sind zertifiziert und werden zugelassen. Besonders bitter: die Anbieter hatten bis vor wenigen Wochen keine umfassende Kenntnis von der neuen Regelung und konnten lange Zeit kein Angebot vorlegen, da zunächst die technische und personelle Verfügbarkeiten konzipiert und budgetiert werden mussten.

Seit Monaten beschäftigt das Thema Geschäftsführerin Sandra Zimmermann und ihr Team. "Uns verlangt diese Neuerung wieder einmal alles ab, da wir diesmal mit zu vielen unbekannten Komponenten konfrontiert sind. Bei der Informationsbeschaffung und Verhandlung sind wir teilweise auf uns allein gestellt. Zum Glück tauschen wir uns mit anderen Champions League-Teilnehmern aus und erhalten Unterstützung von der VBL. Außerdem bemühen wir uns um Kostenoptimierung, sofern es die Richtlinien der CEV erlauben", beschreibt Sandra Zimmermann die Herausforderungen. Zwar liegen nunmehr auch Angebote für die Anmietung des Systems je Spieltag vor, jedoch bestehen immer noch große Spannen zwischen den drei Anbietern. Mit Ausdauer, Hartnäckigkeit und Kreativität bemüht sich der Dresdner SC um die Realisierung des neuen Projektes. In welcher Form das Video Challenge System zum ersten Gruppenspiel im Dezember zum Einsatz kommen wird, bleibt derzeit offen.

Zuschauer kennen das Challenge System aus dem Tennissport und von Volleyball-Großevents wie dem FIVB World Grand Prix oder den Olympischen Spielen. Es besteht, je nach Anbieter, aus bis zu 19 vernetzten Hochgeschwindigkeitskameras, die rund um das Spielfeld platziert werden. Die Technologie dient den Schiedsrichtern als Entscheidungshilfe und soll Fehlentscheidungen aufdecken. Jede Mannschaft kann das System zweimal pro Satz nutzen. Im Falle einer tatsächlichen Fehlentscheidung des Schiedsrichters behält das Team die Challenge und kann sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder einsetzen.

veröffentlicht am Mittwoch, 31. August 2016 um 11:34; erstellt von Dresdner SC 1898 e.V.
letzte Änderung: 31.08.16 22:00