Mitreißendes Spiel der Hammelburg Volleys

TV/DJK Hammelburg vs. TGM Mainz-Gonsenheim, 09.03.19, 2. BLSM
Zwei der Besten in einem homogenen Team: Henning Schulte und Oscar Benner
Foto: Jens Feistel

Plan-tastisch. Was Karl Kaden da mit seinen Jungs ausgeheckt hatte, sollte die erhoffte Wirkung zeigen. Dazu gaben über 600 Fans in der Saaletalhalle mal wieder richtig Gas - ein Mix, der die Mainzer in die Kapitulation trieb. "Für jedes Team ist es hier schwer, weil unsere Fans so unfassbar laut sind. Unser Aufschlagdruck war gut, auch die Annahme durch Lukas Spachmann, das hat meinen Job leicht gemacht", sagte Zuspieler Jackson Maris, der zum wertvollsten Spieler der Partie gekürt wurde. Es hätte auch ein anderer Akteur sein können, wie Markus Pfahlert freimütig erklärte ob der durchweg hohen Qualität im Team der Saalestädter. Der Coach der Gäste war übrigens der einzige "Amtsträger" seiner Mannschaft, kein Co-Trainer, kein Physio, kein Betreuer. "Wir haben wohl den kleinsten Etat der Liga, das reicht gerade so für den Trainer." Was den Rheinhessen an diesem Abend besonders fehlte, war ihr Libero Hendrik Diwersy. "Diesen Ausfall konnten wir nicht kompensieren. Wir haben alle möglichen Umstellungen in der Annahme versucht, was aber nichts genutzt hat", sagte Pfahlert.

Das Hinspiel hatten die Hammelburger deutlich mit 0:3 verloren, und von einer beeindruckenden Revanche waren die Gastgeber zunächst ein Stück weit entfernt, weil sich das Mainzer Häuflein um Top-Zuspieler Torben Tidick-Wagner zwar Fehler leistete, aber auch immer wieder zum Zwischenspurt ansetzte. Beim 20:19 war der Auftaktsatz offen, ehe eine Art Urgewalt über die Gäste hereinbrach, aktiviert von Oscar Benner, Moritz Rauber und insbesondere von Henning Schulte mit Block und Ass zum Satzgewinn. "Wir haben die Außenangreifer umgestellt, um die Annahme-Rotation zu verändern. Und wir wollten mit unseren besten Aufschlägern in Punkt versprechende Zonen kommen", gab Karl Kaden einen Einblick in taktische Finessen des Volleyballspiels. Erklärte aber auch, "dass wir zwar reduziert, aber intensiv trainiert und gezieltes Videostudium betrieben haben, um uns auf dieses Spiel vorzubereiten."

Der Plan stand. Und ging insbesondere im zweiten Satz auf, der zwar mit einem erneuten Rückstand begann, ehe Jackson Maris mit seinem Brachial-Punkt zum 7:6 ein erstes Ausrufezeichen setzte. Danach waren es insbesondere Oscar Benner und Henning Schulte, die mit ihren Blocks und Schmettereinlagen für einen beruhigenden Vorsprung sorgten, zumal die Mainzer regelmäßig Leichtsinnsfehler einstreuten. Das Selbstvertrauen der Saale-Jungs gipfelte in den spektakulären Punkt zum 21:11, als Lukas Spachmann und Oscar Benner Verteidigungs- und Angriffskunst in Perfektion zeigten. Und als Nils Rehmeier den Hammer zum 23:13 auspackte, tobte die Kulisse wie bei einem Heavy Metal-Konzert. Den Satzverlust besiegelten die Gäste mit einer Angabe, die übers komplette Spielfeld in die Bande vor den Zuschauerplätzen rauschte.

"Ich war froh, dass wir gegen Rüsselsheim gewonnen hatten. Dann hat der Karneval in Mainz voll zugeschlagen. Wir hatten nur eine Trainingseinheit. Die eine Hälfte war beim Feiern, die andere kam krank zurück. Aber ich kann aufgrund der Umstände deswegen doch niemandem böse sein", sagte Pfahlert. Auch nach der Pause blieben die Hammelburger dominant, die Unterbrechung sollte nicht wie befürchtet den Rhythmus stören. "In der Kabine habe ich nur daran erinnert, was wir vorhaben. Das war eine super positive Stimmung. Es macht einfach Spaß, mit diesen Jungs zu arbeiten", schwärmte Karl Kaden regelrecht. Verständlich nach dieser Leistung gegen ein Spitzenteam der Liga. Wieder führte der Gast zu Beginn, wieder schlugen die Saalestädter zurück. "Von Punkt zu Punkt wurden die Hammelburger immer selbstbewusster. Vor allem der Oscar Benner ist ja regelrecht heißgelaufen", sagte Pfahlert. Hätte aber durchaus auch Felix Bendikowski nennen dürfen, der in Satz drei zur rechtschaffenen Größe wurde. Der 3:5-Rückstand wurde mit acht Punkten in Serie pulverisiert, und auch ein kleines Zwischentief wurde dank breiter Brust schnell überwunden. Der Kessel kochte über. Was auch Jackson Maris beeindruckte, der sich einen Verbleib an der Saale durchaus vorstellen könnte, "weil ich mich hier mit meiner Freundin sehr wohl fühle, auch wenn es ganz anders als in Frankfurt ist. Aber erst einmal bleibt der Fokus auf die verbleibenden Spiele", so der Kanadier.

In Sachen Klassenerhalt hätte der Spieltag nicht besser laufen können für die Hammelburg Volleys mit den Niederlagen von Gotha (in Mimmenhausen) und Freiburg (in Fellbach). Satte elf Punkte beträgt der Vorsprung auf die Thüringer, die aber in ihren fünf Spielen noch 15 Punkte holen können. Drei Partien waren noch auf Karl Kaden und Co. Nächste Woche ist die Mannschaft spielfrei. Genügend Zeit also für den nächsten guten Plan.

veröffentlicht am Sonntag, 10. März 2019 um 22:54; erstellt von Jürgen Schmitt, TV/DJK Hammelburg
letzte Änderung: 10.03.19 22:54