Zwei verdiente Sieger – der eine mehr

SV Schwaig vs. SSC Karlsruhe, 09.03.19, 2. BLSM
Da nutzten alle Angriffsvarianten nichts. Hier: Peky Stanic
Foto: Güner Santemiz

Was für ein dramatisches Duell! Die Zweitliga-Volleyballer des SV Schwaig unterliegen zwar in der Gelben Halle mit 2:3 (24:26, 22:25, 25:17, 25:16, 13:15) dem Tabellennachbarn aus Karlsruhe, der sein nunmehr viertes Spiel in Serie gewann. Doch wie die Gastgeber kämpften und verloren, war aller Ehren wert und äußerst spannend. Es war ein Duell zweier Sieger.

Rückblickend hat es nicht sollen sein, zumal es gleichsam verhext scheint: Zum dritten Mal unterliegen die Schwaiger nun, zudem zum dritten Mal hintereinander mit 2:3. Die zuvor achtfache Siegesfolge hatte das Team von Milan Maric auf Rang fünf der Tabelle katapultiert –, nach dem Samstag sinkt es allerdings um einen Rang nach unten; die Franken tauschen den Platz mit dem SSC Karlsruhe. Als das Duell am Mittelbügweg begann, ging´s genau darum: Exakt punktgleich, rangen beide Mannschaften um eine Vormachtstellung im Mittelfeld der 2. Liga; die Badener behielten ganz am Schluss die besseren Nerven. Das vorab.

Erste beiden Sätze dominierten die Gäste

Im einzelnen, starteten die Gäste ohnehin furios –, flankiert von trommelnden Schlachtenbummlern und unter den Augen von 265 Zuschauern, legte der SSC gleich einmal los. Als sei nichts selbstverständlicher, als beim amtierenden Vizemeister das Heft in die Hand zu nehmen. Während der selbst, der SVS, „2018/19 heimisch-harmlos“ zunächst die ersten beiden Sätze prompt an sich vorüberziehen ließ.

Zwar führten die Gelbblauen im ersten Durchgang beim 9:8 erstmals. Doch dass es zwölf Mal in diesem Satz pari stand (beim 6:6 ging´s los, beim 24:24 endete es), zeigte gleich die Grunderscheinung, die Teams schenkte sich von Anfang an gar nichts. Nicht einmal in einer Teildisziplin unterschieden sie sich: Es herrschte munteres „Scheibenschießen“, denn selten in der Gelben Halle tunkten so viele Aufschläger ihre Bälle in die Maschen. Gefühlt zehn Mal bereits im ersten Durchgang, gefühlt dreißig Mal im gesamten Match landeten die Aufgaben bereits nach neun Metern im gelochten Nichts – doch immerhin auf beiden Seiten, und immer mit reichlich Effet.

Immerhin, nachdem der erste Durchgang äußerst knapp mit 24:26 an den SSC gegangen war, planten die Schwaiger über 3:0 und 9:7 gleich die Revanche im nächsten. Doch das Vergnügen, das Wollen, Können und Dürfen endete mit dem 15:18-Rückstand –, der sich bei gleichbleibend drei Punkten einpendelte und nach einem wunderbaren, langen Ballwechsel zum 17:21 letztlich auch zeigte, was zu zeigen war: Die Mittelfranken schienen halb noch immer in der Kabine. Dass die „Crunchtime“ ab den 20er-Punkten ein emsiges Hin und Her offenbarte und der junge Jan Kolakowski aufdrehte, vermittelte nur eine Seite des Bildes: Die Tagesform wies nach wie vor eindeutig Richtung Gäste, die behielten die Oberhand, wirkten aggressiver, konsequenter, vor allem blockstärker. 

Furiose Wende

Zum elften Mal hatten die Schwaiger also den Auftaktsatz abgegeben, und zum vierten Mal in dieser Saison lagen sie daheim mit 0:2 hinten (zum siebten Mal überhaupt). War die Luft raus, drohte ein heftiges 0:3 in eigener Halle? Es war zu befürchten. Die Zuschauer krittelten –, nur die, die nicht haderten, waren die SVS-Akteure selbst. Denn auch beim Spiel zuvor, in Grafing, hatten sie schließlich mit 0:2 zurückgelegen und sich bravourös heran gekämpft. Warum sollte das gegen die Badener nicht auch gelingen?

Im Prinzip ganz einfach: Einer legte den Schalter um, der berühmte Ruck „ruckte“ ganz mächtig, plötzlich lief´s! Ehe die Gäste sich versahen, lagen sie im dritten Satz 12:16 hinten, später noch 16:20 –, und dann im vierten Satz 7:11, 9:17 und 13:22. Mit einem Mal funktionierten mehr Blocks der Gastgeber; die Gelbblauen berauschten sich selbst, und auch die Eingewechselten – Christian Schwabe, Tim Rosenow, Yannick Klement – wirbelten in gewohnter Frische. Aus den anfänglichen Fehlaufschlägen, einer Art „Aufschlagseuche“ beider Seiten, wurden gar „Asse“ auf einer. 

Plötzlich klappte wieder „alles“

Es lief rund, die Zuschauer tobten, das war ihr SVS, den sie am vorletzten Heimspieltag sehen wollten. Das endlich hochklassige Getümmel steuerte unversehens doch noch auf den Tiebreak zu, alle Chancen im Duell der Gleichwertigen waren wieder da. Selten war in der Gelben Halle ein Match solch ausgeglichener Teams zu bewundern. 

Und dass der fünfte Satz über 8:7, 10:10 und 11:12 mit einem 13:15 für die Gäste endete, war bezeichnend; es hätte auch umgekehrt ausgehen können. Den Sieg im Blick hatten schlussendlich beide Teams –, die einen belohnten sich für den tollen Start, die anderen für ihre tolle Aufholjagd. Der Mut und Elan, den der SSC insgesamt auswärts zeigte, gab den Karlsruhern Recht, verdient. Eines der Teams – so die gängige Regel – musste ja schließlich gewinnen. 

Derweil die Schwaiger während ihrer einstigen fulminanten Siegesserie noch alle Tiebreaks für sich entschieden, verloren sie am Samstag also den nunmehr dritten. Der Punktgewinn indes blieb ihnen; das Mittelfeld ist gesichert. Milan Maric hatte vor dem 108 Minuten langen Spiel geunkt, dass es „schwierig“ werden würde –, schon im 1:3-Hinspiel hatten sich die Mittelfranken schwer getan und zudem in eigener Halle nicht permanent „mit Ruhm bekleckert“. Doch den Zuschauern war´s egal. Sie sahen ein am Ende immer hochklassigeres Duell, eine furiose SVS-Aufholjagd, einen gut aufgelegten Zuspieler Laurentio Vinaturo (er wurde „MVP“), einen zum Ende hin endlich brachialen „Mike“ Dzierwa, ein Team, letztlich, dass sich nicht unterkriegen ließ, und zwei Mannschaften, die beide nicht wirklich verloren hatten.

Für den Rest der Saison – noch drei Spiele – macht das weiterhin Mut; das letzte Heimspiel wird am 19. April gegen Hammelburg angepiffen.

veröffentlicht am Sonntag, 10. März 2019 um 15:15; erstellt von Dr. Thomas Lappe, SV Schwaig b. Nbg. e.V.
letzte Änderung: 10.03.19 15:15