Zu einem Volleyball-Team gehören sechs Spielerinnen. Zusätzlich darf mit einem Libero agiert werden, der fliegend gewechselt wird. Diese Annahme- oder Abwehrspezialisten fungieren aber nur auf den hinteren Spielpositionen und dürfen nicht angreifen. Die anderen Spieler aber schon. Und sollen es auch. Nur mit zwei Hauptangreiferinnen aufzutreten, ist einfach zu wenig.
Dies ist die Erkenntnis des Zweitliga-Heimspiels von Allianz MTV Stuttgart II gegen den VV Grimma. Die Stuttgarterinnen unterlagen nach einem 129 Minuten langen Schlagabtausch mit 2:3 (25:23, 18:25, 25:15, 22:25, 11:15). Knapp einhundert Mal wurden dabei Jelena Wlk und die nach einer schweren Rückenverletzung überraschend schnell wieder einsatzfähig gewordene Martha Deckers im Angriff eingesetzt. Jelena Wlk machte aus diesen Zuspielen 20 Punkte, Martha Deckers 15 – beide wiesen also eine überaus respektable Angriffsleistung aus. Doch unterm Strich war es trotzdem zu wenig. Denn die Kolleginnen hielten sich mit ihren Attacken zurück. „Wir waren einfach nicht variabel genug“, sagte Trainer Johannes Koch enttäuscht. Dabei war er trotz allem von dem Auftritt seiner Schützlinge sehr angetan. „Es war ein gutes Spiel, alle waren aggressiv, in der Annahme haben wir mit 44 Prozent geglänzt, im Angriff waren wir extrem effektiv, aber dennoch war es ein Spiel der verpassten Chancen.“
Möglichkeiten, das Spiel zu beenden ohne in den Entscheidungssatz zu gehen, waren durchaus gegeben. „Aber wir haben den zweiten und den vierten Satz praktisch weggeschenkt“, fasste Koch zusammen.
Vor allem im Aufschlag zeigte sich da eine große Schwäche, gerade in den entscheidenden Phasen. „Wir haben nur noch Kekse ins Aus geschlagen, so kann das nicht funktionieren.“ Kekse im Aufschlag, und Weihnachtsplätzchen für die Fans: Wie immer beim letzten Heimspiel des Jahres hatte die Mannschaft kleine Leckereien und Getränke für die Fans vorbereitet. Wie immer trat Kapitänin Martha Deckers kurz ans Mikrofon, um sich bei den Zuschauern für die fortwährende Unterstützung zu bedanken. Doch die Diagonalangreiferin sowie ihre Kollegin Jelena Wlk waren am Ende ihrer Kräfte aufgrund der hohen Zahl von Sprüngen, die sie absolvieren mussten. „Dabei haben wir doch echt gute Mittelblockerinnen, die kann man doch auch einsetzen“, meinte Martha Deckers und die Statistik untermauert dies zusätzlich. Beispiel Britta Schammer: Die Mittelblockerin kam auf 15 Punkte, weil sie unter anderem für sechs Aufschlag-Asse sorgte. Die anderen Punkte erfolgten jeweils im ersten Tempo, also im Schnellangriff direkt nach der Annahme. Und auch Jennifer Böhler, die weitere Mittelblockerin hat schon öfters bewiesen, dass auch sie gut angreifen kann.
Aber insgesamt fokussierte sich der Spielaufbau eben zu sehr auf Jelena Wlk und Martha Deckers. Dennoch war Trainer Koch irgendwie zufrieden über den gewonnenen Punkt. „Es war ein mega Spiel und hat Spaß gemacht. Wir haben uns halt nicht selbst beschert.“
Allianz MTV Stuttgart II: Moggi Wlk, Jelena Wlk, Jennifer Böhler, Saskia Lenk, Sara Marjanovic, Britta Schammer; Magdalena Fischer (Libero). Eingewechselt: Martha Deckers, Jana Grathwol, Lena Günther.
Text: Tom Bloch
Quelle: Nord-Rundschau - der gemeinsame Lokalteil der Stuttgarter Nachrichten und Stuttgarter Zeitung