Foto: Tom Lorenz
Was wie eine mathematische Anomalie anmutet und Trainer Behlen - seines Zeichens hauptberuflich Lehrer - die Hände über dem Kopf zusammenschlagen lässt, ist letztlich die mögliche Erfolgsformel für die Kieler Adler für das Heimspiel gegen den VV Humann Essen.
Die Mannschaft aus dem Essener Stadtteil Steele, die 1967 mit der Gründung eines eigenen Vereins aus der Schülermannschaft des Carl-Humann-Gymnasiums hervorging, wird mit einem ordentlichen Schub Motivation an die Förde reisen. Essen musste den widrigen Verhältnissen in der eigenen Halle "Wolfskuhle" geschuldet eine Niederlage gegen Lindow-Gransee am grünen Tisch hinnehmen. Das Spiel konnte schlicht nicht ausgetragen werden. Solche Niederlagen schmerzen jeden Sportler besonders. Im Ausweichquartier "Am Hallo" ließen die Essener zum eigenen Verdruss und unter den eigenen Möglichkeiten bleibend bei der Premiere vor fast 500 Zuschauern drei Punkte gegen Bocholt liegen. Und als wäre das nicht alles schon Motivation genug, ist da ja auch noch eine Pokalniederlage gegen Kiel im DVV-Pokal der letzten Saison. Kiel wird sich also gegen Essen warm anziehen müssen. Das Tabellenbild zeigt Essen mit Platz 7 deutlich unterbewertet.
In Kiel, aktuell auf Platz 6, ist die Stimmung trotz der Niederlage in Braunschweig weiter gut. Als Aufsteiger sind die Niederlagen für die Entwicklung der Mannschaft - die nur behutsam ergänzt wurde - enorm wichtig. Jeder hat begriffen, dass sowohl im Training als auch im Spiel immer am Limit gearbeitet werden muss, um etwas auf der Habenseite zu verbuchen. Und gearbeitet wurde unter der Woche vor allem an der Angriffseffektivität. In Stresssituation gehen den Kielern momentan die eigentlich verinnerlichten Optionen aus. Behlen überrascht auch das nicht: "Wir leben in der Liga davon, dass wir im Spiel viel richtig machen. Das klappt zuhause mit Fanunterstützung besser als auswärts. Aber genau dieses Potenzial will ich mit der Mannschaft, die jetzt nahezu unverändert eine Liga höher spielt, entwickeln." Gute Aufschläge und ein gutes Sideout - daran wurde in der Woche gearbeitet.
Einen leichten Rhythmuswechsel im Trainingsalltag gab es am Donnerstag, als in Sichtweite der Halle eine 250 kg Fliegerbombe gesprengt wurde und man zum Improvisieren gezwungen war. Aber auch in solchen Situationen zeigt sich die Stärke der Kieler Volleyballfamilie: In nicht einmal einer halben Stunde fand sich in den Mettenboys vom TuS H/M Mettenhof ein Trainingspartner, der sich spontan zu einem Testspiel bereit fand. Die Halle hat keinen Schaden genommen und auch das Lazarett lichtet sich. Robin Hanke ist nach überwundener Verletzung wieder eine Option.
Ach ja, Mattes, wie war das jetzt mit der Mathematik? "Wenn wir 100 Prozent geben, kann es uns gelingen, unsere 30 prozentige Siegchance gegen Essen zu nutzen!" Die Rollen sind also klar verteilt.
Erster Aufschlag in der Kieler Hein-Dahlinger-Halle ist am Samstag um 20 Uhr.