Nick Del Bianco: mit 30 Punkten bester Scorer
Foto: SVG Lüneburg/Kerstin Thomas
Die Tickets für ein drittes Duell in der Hauptstadt lagen
schon bereit, doch nach einem neuerlichen Drama im
Playoff-Halbfinale gegen die Berlin Volleys musste die SVG
Lüneburg sie wieder stornieren und den Traum von der
Endspielserie begraben. Wie schon zum Auftakt der Best-of-3-Serie
unterlag das Team von Trainer Stefan Hübner in einem
überaus dramatischen und hoch emotionalen Duell mit 2:3
(28:26, 28:26, 23:25, 28:30, 11:15) und schied damit trotz einer
2:0-Führung und schon zwei Matchbällen letztlich aus.
Schon im ersten Vergleich war die SVG nahe dran, für eine
riesige Überraschung zu sorgen, am Sonnabend war sie einem
Triumph noch ein Stück näher. Doch auf der anderen Seite
des Netzes - und auf der Bank - tummeln sich Akteure, die
gestählt sind aus Welt- und Europameisterschaftsspielen oder
Auftritten bei Olympischen Spielen, die in aller Herren Länder
mit Spitzenclubs Titel gewonnen haben, die in dieser Saison schon
den CEV-Cup und den deutschen Pokal holten.
Besonders zwei von ihnen rissen den Favoriten mit: der
Australier Paul Carroll, mit 22 Punkten bester Scorer vor
2,12-Meter-Mann Robert Kromm (19), unterstrich von Beginn an seine
Ankündigung, sein Debüt in der Gellersenhalle nach
zweimal Zuschauen, mit großem Spaß zu bestreiten. Berlins
zweiter Mann des Abends war Sebastian Kühner. Der Zuspieler
Nummer 2 der deutschen Nationalmannschaft kam früh für
den dieses Mal indisponierten Tsimafei Zhukousi, beim 17:17 im
ersten Satz, und war am Ende MVP. Der Routinier, oft nur Ersatz,
brachte Ordnung ins Spiel der Gäste und machte für einen
Zuspieler ungewöhnliche zehn Punkte, darunter drei Asse, also
sieben aus dem Spiel heraus.
2:0-Führung reicht nicht
Bei der SVG war Nick Del Bianco, der auch MVP wurde, der
überragende Akteur: satte 30 Punkte, darunter drei Asse, zudem
eine herausragende Annahmequote von 70 Prozent, waren geradezu ein
Bewerbungsschreiben des Kanadiers für internationale
Top-Vereine. Er war von Beginn an auf Touren wie Carroll auf der
Gegenseite. Und die Hausherren zeigten einen ungeheuren
Behauptungswillen, drehten so in den Endphasen der ersten beiden
Sätze Rückstände jeweils in der Verlängerung
noch beide Male in ein 28:26 um.
Nach über einer Stunde Netto-Spielzeit stand es damit 2:0,
Berlin schien wie bei den bisher zwei Auftritten zuvor in der
brodelnden Gellersenhölle (zweimal 3:2) erneut auf der
Verliererstraße. Und die Zuversicht bei der SVG blieb, obwohl
sie mit einem 2:5 aus der Zehn-Minuten-Pause kam. Die
Körpersprache machte deutlich: Wir glauben an uns, wir wollen
dieses dritte Match, die Chance auf die Finalserie. Selbst ein
hoher 15:22-Rückstand änderte daran nichts, nach der
Aufholjagd bis zum 23:23 lag erstmals die Entscheidung in der Luft,
bevor der Satz doch noch verloren ging.
Na gut, dann eben 3:1 statt 3:0, so der Tenor. Doch Durchgang
vier entwickelte sich zur Tragödie. Zunächst wurden die
ins Aus gehenden Bälle zum 17:18 und 18:19 für Berlin als
gut gegeben - der SVG-Block soll sie noch mit den Fingerspitzen
berührt haben. Heftigste Proteste, Pfeifkonzerte wie noch nie
in Reppenstedt. Dennoch erarbeitete sich die SVG zwei
Matchbälle beim 24:23 und 27:26. Berlin konterte, entscheidend
schließlich mit einem Ass von Paul Lotmann zum 28:30.
Also mal wieder Tiebreak. Die SVG legte ein 3:1 vor, bekam noch
einen Punkt drauf, weil Gästecoach Roberto Serniotti zu heftig
protestierte und die Rote Karte sah. Berlin glich wieder aus und
führte beim letzten Seitenwechsel sogar 8:6, gleich danach ein
Monsterblock gegen Steven Marshall - die Vorentscheidung. Die SVG
kam zwar wieder heran, machte dann aber nach dem 11:13 keinen Punkt
mehr. Aus, vorbei um 22.39 Uhr, nach 2:19 Stunden Netto-Spielzeit
zwischen zwei gleichwertigen Teams, deren statistische Werte am
Ende nahezu identisch waren.
Bei der Ehrung mit Bronzemedaillen für Platz drei in der
Bundesligasaison 2015/16 mussten einige doch ein Tränchen
verdrücken. Trainer Hübner hatte die Enttäuschung am
schnellsten verdaut. "Für mich war diese Saison der pure
Genuss, die pure Freude. Wenn ich allein an die letzten zwei Wochen
denke: Jedes Training war gut und hat riesigen Spaß gemacht.
Insgesamt hat die Mannschaft sehr gut unterhalten und damit eines
unserer obersten Ziele erreicht. Wir wollten immer so spielen, dass
die Leute sagen: Da muss ich wieder hin. Das ist uns denke ich
gelungen."
veröffentlicht am Sonntag, 17. April 2016 um 20:10; erstellt von SVG Lüneburg e.V.
letzte Änderung: 18.04.16 06:21