Große Herausforderungen anzunehmen, haben sich die BERLIN RECYCLING Volleys noch nie gescheut. Im Jahr 2011 trat die Profimannschaft an, die sportliche Dominanz des VfB Friedrichshafen in Deutschland zu brechen – und ist mittlerweile nach Meistertiteln mit den Häflern gleichgezogen. Seit dem Jahr 2016 wurde verstärkt in den Berliner Nachwuchs investiert – die Zahl der Jugendspieler in der Stadt hat sich dadurch inzwischen mehr als verdoppelt. Eine neue Initiative zur Förderung des Frauen- und Mädchenvolleyballs in Kooperation mit dem Berlin Brandenburger Sportclub (BBSC) beginnt gerade. Sozial engagiert sich der Verein in diversen Projekten, um benachteiligten Gesellschaftsgruppen zu helfen. Nun hat sich der Hauptstadtklub das nächste ambitionierte Ziel gesetzt: Bis zum Jahr 2040 wollen die BR Volleys klimaneutral sein.
Am 22. März 2024 hat der amtierende Meister und Pokalsieger einen ersten, 36 Seiten umfassenden Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht, in dem die Auswirkungen der Vereinstätigkeit auf die Umwelt eine zentrale Rolle spielen. Seine Strahlkraft nutzt der Klub schließlich schon seit Jahren, um den BR Volleys „auch ein anderes Gesicht zu geben“, erklärt Geschäftsführer Kaweh Niroomand, „um zu zeigen, dass unser Verein nicht nur sportlich erfolgreich ist, sondern auch Verantwortung für die Gesellschaft übernimmt. Das ist unser Selbstverständnis. Unsere bisherige Strategie aus sportlichem Erfolg, umfangreicher Nachwuchsarbeit und sozialem Engagement bekommt nun mit dem Thema der ökologischen Nachhaltigkeit eine weitere, wichtige Komponente.“
Zur Nachhaltigkeits-Landingpage: https://www.berlin-recycling-volleys.de/club/nachhaltigkeit
16 Jahre Zeit bleiben, um das große Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, der Weg dahin hat bereits begonnen. Schon im Jahr 2022 wurde der erste "Klimabewusste Spieltag" durchgeführt, um die BR Volleys Fangemeinde für die Bedeutung von Themen wie Klimaschutz und Energie- sowie Verkehrswende zu sensibilisieren. Der Ende Februar 2024 beim Heimspiel gegen Lüneburg gemeinsam mit dem Titelsponsor Berlin Recycling veranstaltete "Zero Waste Spieltag" fand ebenfalls großen Anklang. Viele Zuschauer:innen im Volleyballtempel ließen sich darüber informieren, wie Großveranstaltungen zukünftig nachhaltiger gestaltet werden können, indem man Abfall vermeidet, reduziert und wiederverwertet. „Da konnte man sehen, was schon alles geht. Das A und O ist es, die Menschen mitzunehmen“, sagt Anette Weller, die dem BR Volleys Beirat angehört und das daraus entstandene Kompetenzteam Nachhaltigkeit ehrenamtlich leitet, „das ist ein Sensibilisierungsthema und soll bestenfalls bei jedem Besucherin Fleisch und Blut übergehen.“ Sie war 20 Jahre lang die Geschäftsführerin der Max-Schmeling-Halle und anschließend gut sechs Jahre lang im Vorstand der Gegenbauer Holding, zuletzt für Nachhaltigkeit verantwortlich, bringt also reichlich wertvolle Expertise für die BR Volleys ein.
(Foto: citypress/Pohl)
Im Zuge der Entwicklung einer BR Volleys Nachhaltigkeitsstrategie wurde auch erstmals der "Corporate Carbon Footprint" (CCF) der Profimannschaft ermittelt, also die Menge der Treibhausgasemissionen, die beispielweise durch die Reisen zu Auswärtsspielen, Fahrten zum Trainingszentrum, die Geschäftsstelle und die Heimspiele in der Max-Schmeling-Halle verursacht werden. „Dabei haben wir festgestellt, dass wir zwar bestimmte Faktoren verändern können“, erklärt Anette Weller, „ob wir etwa im VIP-Bereich neben den Fleischgerichten verstärkt vegetarische Speisen anbieten.“ Andererseits gebe es jedoch auch Themen, „bei denen wir nur indirekt Einfluss ausüben können, wie bei der An- und Abreise des Publikums. Wir können unsere Fans zwar darum bitten, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu kommen. Aber die Entscheidung treffen unsere Zuschauer und Zuschauerinnen individuell.“
(Foto: citypress/Pohl)
Erste konkrete Schritte auf dem langfristigen Weg zur Klimaneutralität wurden bereits gegangen. Zum Beispiel bei den beliebten Klatschpappen in der Arena. Diese sind jetzt nicht mehr beschichtet und dadurch komplett recycelbar. Bei einem Fünf-Satz-Match behalten die Pappen kaum bis zum Ende ihre Schlagkraft, aber das lässt sich für die Fans hoffentlich verschmerzen. Im VIP-Bereich gibt es nun Mehrwegbecher, wenn man sein Getränk mit auf die Tribüne nehmen möchte. Dank der Unterstützung des Mobilitätspartners, dem Autohaus Wegener, kann Kaweh Niroomand verkünden: „Ab September fahren unsere Spieler mit hybriden Autos.“ Wenn nur alles derartig schnell ginge. Bei Prima Klima Reisen, dem jahrelangen Exklusivpartner der BR Volleys, spielt das Thema Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle. Aktuell ist das Unternehmen im Prozess zur Zertifizierung des international anerkannten "Sustainable Meeting and Tourism Berlin Certificate". Jedoch stößt man hinsichtlich der Flexibilität insbesondere bei der Ladeinfrastruktur und der begrenzten Reichweite zur Bewältigung längerer Distanzen bei Auswärtsreisen an Grenzen, sodass E-Busse für diesen Zweck noch Zukunftsmusik sind. Auch der öffentliche Nahverkehr in Berlin ist nicht klimaneutral, solange nicht alle Busse elektrisch fahren. Immerhin werden schon die Straßen- und S-Bahn in Berlin mit 100 Prozent Ökostrom angetrieben.
Es funktioniert also nur, wenn sich vieles in Wirtschaft und Gesellschaft verändert. Anette Weller ist dennoch zuversichtlich. „Es ist absolut ein dickes Brett, das wir hier bohren“, sagt sie, „aber, dass wir zunächst bis zum Jahr 2030 eine Halbierung des CCF schaffen, das glaube ich schon. Dabei geht es um den tatsächlichen Wegfall von Emissionen, denn Kompensationsmaßnahmen lösen ja nicht das Klimaproblem. Wir werden eine Summe von vielen kleinen Schritten gehen müssen, eine Riesenliste mit ganz vielen Einzelmaßnahmen. Es werden nicht gleich Tonnen von CO₂e wegfallen, aber Kilo für Kilo“, glaubt Anette Weller, „werden wir uns annähern.“ Sonst wäre es ja auch keine große Herausforderung.
Zum ersten BR Volleys Nachhaltigkeitsbericht: https://online.fliphtml5.com/rfvnn/fokl/